Ich sitze am Schreibtisch und die Wintersonne scheint herein. Ich will sie auf keinen Fall aussperren, deshalb rutsche ich mit meinem Stuhl hin und her und suche eine Position im hellen Sonnenschatten. Ich fühle mich leicht und froh. Gleich beginnt für mich die Weihnachtspause. Ich freue mich darauf.

Und ich bin auch ein bisschen stolz und vor allem dankbar, wie wir die letzte Woche hinbekommen haben: Die Türen meines Hauses haben sich nämlich in diesem Advent schon ungewöhnlich zeitig geöffnet, das Haus hat sich früh gefüllt: mit heimkehrenden großen Kindern, dem Schwiegersohn und dem lieben Baby aus Innsbruck, das mittlerweile munter durch die Gegend wackelt.

Ganz intensiv haben wir im Vorfeld überlegt und abgewogen, was gut und verantwortungsvoll wäre; auch eine familiäre „Zoom-Konferenz“ wurde einberufen. – Der finale Plan war, dass sich alle eine Woche kontaktarm halten, dann nach Bonn fahren, um sich hier bei mir im Haus frühzeitig zu isolieren, dann testen zu lassen, um schließlich die hochbetagte Großmama, die auch in Bonn lebt, besuchen und gemeinsam Weihnachten feiern zu können. Allerdings mussten wir alle diese Woche noch arbeiten, Homeoffice war bei allen möglich.

Und es hat mit unserer WG auch ganz gut geklappt! Wir haben uns gegenseitig entlastet, wo es nötig war, wir haben einander Tee oder andere Getränke für virtuelle Weihnachtsfeiern an die Laptops gebracht, abwechselnd gekocht – und gefühlt permanent eingekauft – und daueraufgeräumt! Meine geliebte Tageszeitung habe ich allerdings abends immer unangerührt in den Zeitungskorb gelegt. Dafür war nun wirklich keine Zeit!

Türen öffnen sich – das war jetzt nur meine persönliche kleine Situation, doch überall sind solche Abwägungen und vielfältigen Überlegungen, was gut und machbar ist, zu finden: Jede von Ihnen könnte ihre eigene Geschichte erzählen! – Doch welche Türen wir wann und wie öffnen, das kann nur jede einzelne für die eigene konkrete Lebenssituation herausfinden, und ich bin sicher, es werden beeindruckend viele sehr gut abgewogene, verantwortungsvolle Entscheidungen getroffen! Ich würde wirklich gerne jede einzelne „Entscheidungs-Geschichte“ hören oder (hier) lesen. – Vielleicht mögen Sie sie in einem Kommentar hinzufügen.

Noch eine andere sich öffnende Tür habe ich in diesem Advent wahrgenommen: Viele geistliche Adventstüren haben sich geöffnet, auch jenseits der Gottesdienste und der ausgedünnten kirchlichen Verkündigungswege –  eine neue Form des geistlichen „Empowerments“: Selten habe ich so viel Bereicherndes „frei Haus“ bekommen an klugen und bestärkenden, nachdenklich machenden Impulsen zum Advent! Viele Verbände oder Organisationen haben Adventsimpulse veröffentlicht: „Starke Frauen“ sprachen bei der Organisation „Agiamondo“ jeden Werktagmorgen um 9 Uhr einen Impuls zum Tagesevangelium, auf der Seite „#frauenbundhilft“ waren Impulse und Anregungen zu finden, Diözesanverbände gaben gute geistliche oder handfeste Anregungen, der Hildegardisverein und viele andere veröffentlichten wöchentlich Adventsgedanken. Das sind für mich Türen, die sich – in allem Bedauern und auch in der Traurigkeit über versagte Begegnungen –  doch kraftvoll und zukunftsweisend öffnen: Und das gilt auch für Wort-Gottes-Feiern, die gerade in Corona-Zeiten auch sonntags endlich erlaubt werden sollten, um kleine Gruppen zu ermöglichen! Eine Bekannte schrieb mir über die bestärkende Wort-Gottes-Feier des letzten Sonntags: „So wünsche ich mir Gottesdienst – mit Frauen und Männern, die im Leben stehen und menschlich zugewandt sind, bei denen Körper und Geist eine Einheit bilden dürfen, und die sich an der Seite anderer Menschen verstanden und geliebt wissen und auch aus diesem Brunnen für uns schöpfen und die frohe Botschaft vermitteln können.“

Ja, Türen können sich öffnen, und wir alle können dazu beitragen. Auch dazu ist es gut, verbunden zu sein, um miteinander etwas  zu bewegen!

Ich wünsche Ihnen allen viele sich öffnende Türen in diesen schwierigen Zeiten! Und manche wichtige Tür können wir nur gemeinsam öffnen, auch deshalb bin ich froh und dankbar, mit Ihnen verbunden zu sein – im Frauenbund, auch im neuen Jahr!