Ein Gespenst geht um in Rom – ein Schreckgespenst namens Schisma; im Autoradio habe ich mit Schrecken davon gehört. Dem Synodalen Weg wird unterstellt, zu spalten: ein trauriger Sieg derer, die die Notwendigkeit von Reformen leugnen und denen der gemeinsame Aufbruch von Klerus und Laien von Anfang an ein Dorn im Auge war! Dass aber eine ganz andere, stille Abspaltung längst in vollem Gange ist, nämlich der Weggang so vieler, die sich enttäuscht von der erstarrt wirkenden Papstkirche abwenden, das dringt nicht durch. Der biblische Begriff der Herzenshärte kommt mir da in den Sinn. – Das Gegenteil von Herzenshärte verkörpert die herausragende Jüngerin Jesu, deren Festtag wir heute feiern: Maria Magdalena, die Apostola Apostolorum.

Durch einen zufälligen Fernsehbeitrag bin ich gestern auf eine sehr alte Kirche der heiligen Maria Magdalena in Oberitalien aufmerksam geworden: Viele dieser frühen Kirchen waren wohl ursprünglich Magdalenen-Kirchen. Sie sind steinerne Zeuginnen der hohen Verehrung, die die Apostelin der Apostel einst in der jungen Kirche erfuhr, bevor diese große Glaubenszeugin – entgegen dem biblischen Zeugnis – als Sünderin diffamiert und entwertet wurde: Eine Frau, die als einziger Mensch überhaupt den vollen Dreiklang des „gestorben, begraben und auferweckt“ mit ihrer Person bezeugen konnte, eine Frau, die die erste Zeugin der Auferstehung und Erstverkünderin der frohen Botschaft war – eine solche Frau, die aktive Jüngerschaft par excellence verkörperte, sie konnte und durfte es wohl nicht geben. So wurde sie zur käuflichen Sünderin und Büßerin degradiert, ihr Bild bis zur Unkenntlichkeit sexualisiert und übermalt.

Doch heute begehen wir wieder bewusst und selbstbewusst das Fest der Apostola Apostolorum, die seit einigen Jahren auch liturgisch auf einer Stufe mit den anderen Aposteln steht. Maria Magdalena lebte aktive Jüngerschaft wie niemand sonst, denn sie war als Einzige bei und mit Jesus in allen Phasen seines Wirkens und Sterbens, in großer Liebe und Treue: Maria Magdalena verkörpert das Gegenteil von Herzenshärte! – Schauen wir auf Jesus, der die Herzensverhärtung und Verstockung auch und gerade der Frommen seiner Zeit kritisierte – und schauen wir auf Maria Magdalena, seine Jüngerin. Sie ließ sich nicht lähmen, sie sah kein Schreckgespenst, sie begegnete Jesus, dem Auferstandenen.

Als Mitglied des Bundesvorstands und als Geistliche Beirätin stelle ich mir, zusammen mit vielen anderen Frauen des Frauenbunds, die Frage: Wie können wir verbunden bleiben in dieser Zeit der notwendigen Vereinzelung? In der Familie erlebe ich es gerade als ein überraschendes Glück, wie vital und tatsächlich verbindend die vielfältigen virtuellen Kontakte untereinander sind. Das bewegt mich, mit unserem frauenbundblog ein Stück Neuland zu betreten - wie es der Frauenbund übrigens zu allen Zeiten getan hat - und Sorge und Hoffnung, aber auch Alltägliches, Banales, Besonderes auf neue Weise zu teilen: Auch so können wir einander begegnen und einander bewegen ...

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