Meine Augen schauen jeden Morgen aufs Neue ungläubig in die Szenerie: die lustig baumelnden Gießkannen an der leicht austreibenden Zierkirsche sind schneebestäubt, Osterglocken und Forsythie im Frost erstarrt. Wo noch vor Wochen Sonnenschein und fast sommerliche Temperaturen in den Garten lockten, hält jetzt Väterchen Frost sein strenges Regiment. Ich kann nicht mehr! Weinen, schreien, im warmen Bett bleiben und die Decke über dem Kopf festhalten? Ich rebelliere! Ich klage! Ich verzweifle! Corona- Ausgangssperre und kaum Kontakte nach außen, wir schreiben den 16.04.2021. Ostern ist längst vorbei, da nimmt uns die Witterung unversehens den Freiraum, den Ausweichraum, die Urlaubsinsel Garten. Das heißt, eigentlich nimmt sie ihn nicht, sie verlangt nur ihr Recht: Aprilwetter, warme und wasserfeste Kleidung – den Sommer hat uns dieser Monat nur selten geschenkt. So brummle ich resigniert in meinen nicht vorhandenen Bart. Alle Lebenserfahrung sammelnd bedränge ich mein Herz, doch dankbar für diesen Schatz, diesen Auslauf zu sein, der MIR möglich ist – wie vielen anderen nicht? Und übe mich darin, die Farben der Gießkannen im Schnee als fröhliche Verheißung besserer Zeiten zu deuten. Wie Vieles lässt sich leichter ertragen, wissen wir nur die Hoffnungszeichen zu deuten!

Pandemie ist für mich eine ganz neue Erfahrung, plötzlich Ruhe - nach über 14 Jahren Führung im Bundes- und Landesvorstand. Wo ich im gemeinsamen Wir des KDFB sonst vielfach gefordert war, bleibt jetzt die persönliche Begegnung aus. Vielleicht eine Gelegenheit, unsere Themen, unsere Lebensweise, unsere Gemeinschaft neu zu reflektieren und mit einem Blog gemeinsam an Kommentaren zu wachsen. Allein mit meinem Mann daheim, die Söhne im einigermaßen entfernten München, die Omas als Hochrisikogruppe nur vorsichtig umsorgt – all das ist auch privat nicht ohne. Ob wohl mit Hilfe des Blogs aus der Krise eine neue Chance erwächst? Auch für mich als Theologin eine große Frage!

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