Nein, es dürfte jetzt nicht plötzlich alles „vorbei“ sein. Mal eben „kein Corona mehr“ – das wäre falsch. Denn etwas wächst! Ich spüre das und ahne zuversichtlich, dass es etwas Gutes ist, auch wenn ich es noch nicht genau fassen kann. Es braucht noch etwas Zeit.

Ärger, Leid und Mühen dieser Pandemie möchte ich weder schön noch klein reden. Trauer um so unnötig Verstorbene. Wut über eine eigene Ansteckung und über Mängel in Politik und Verwaltung. Gewalt, Überlastung oder schwerer Einsamkeit, gefangen in den eigenen vier Wänden. Wirtschaftliche Not bis zum Ruin. Das sehe ich und es lässt mich nicht kalt. Äußerst dankbar bin ich, dass dies alles mich (bisher?) nicht selbst getroffen hat, und hoffe bang, es bleibt so.

Doch trotz alldem: da wächst etwas! In mir, in diesem Land, in unserer Welt. Ich spüre es und suche, was es sein mag. Vielleicht wird die kranke Logik übermäßigen Konsums verabschiedet (ein weiter Weg, fürchte ich)? Vielleicht lernen wir Verantwortung neu zu buchstabieren – für uns selbst und unsere Mitmenschen? Vielleicht vermenschlichen wir die Balancen zwischen Berufsarbeit, Familien- bzw. sozialen Aufgaben, Schöpfungsfürsorge und Entspannung? Vielleicht werden soziale Missstände, die das „Brennglas der Pandemie“ verdeutlicht, bald angepackt und ausgeräumt. Vielleicht von allem nur ein bisschen und bestimmt nicht in Perfektion. Es wird auch davon abhängen, wo wir Richtungen wählen und Haltungen einüben. Und so oder so wird das Wachsen noch Zeit brauchen, glaube ich. Vielleicht mehr als wir wünschen, vielleicht weniger als wir befürchten.

Während ich meine Gedanken formulierte, hat Elfriede Schießleder von „leeren Flächen“ geschrieben, vom „nicht mehr“ und „noch nicht“. Wir haben unsere Blogbeiträge nicht abgesprochen, aber so eine „Zwischenzeit“ spüre auch ich. Dieses neue Werden ist geheimnisvoll und zart und reich an Hoffnung. Wer gerade viele Corona-Sorgen oder Pandemie-Ärger hat, mag dafür jetzt kein Ohr haben – verständlicherweise! Doch ich spüre es deutlich: etwas wächst und es kann etwas Gutes werden.

Was sehen Sie Neues wachsen?

Dr. Regina Illemann zählt zu den ehemaligen Autorinnen. Theologische Referentin im KDFB und Dichterin - Ich lebe im Balance-Akt zwischen Beruf, Berufung, Familienleben, Muße und Engagement. Die Corona-Krise macht mir zwar ein paar Sorgen, aber sie macht mich auch neugierig! Wie verändern wir uns selbst? Was werden wir bewegen?!

One Comment

  1. Elisabeth Glaser 8. April 2021 at 9:45

    Kommentar zu den 2 Berichten am 6. und 7. April , „Am Anfang war es noch schön“ und „Etwas wächst“:

    Vielen, vielen Dank für die Gedanken beider Autorinnen. In vielem habe ich mich wieder gefunden. Es ist keine einfache Zeit, aber es gibt immer wieder Positives zu entdecken. Auch ich habe die Hoffnung, dass etwas gutes wächst. Ich wünsche mir aber auch, dass mehr Menschen das so sehen können. Das ist vor allem wichtig für die jungen Leute. Sie müssen mit den Folgen der Pandemie noch viel länger ihr Leben gestalten.

    Auch wünsche ich mir, dass die Anzahl der Menschen, die alle Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen und gegen die Coronamassnahmen auf die Straße gehen durch die Pandemiemüdigkeit nicht noch mehr ansteigt. Dass so eine Haltung einen Keil in die eigene Familie treiben kann habe ich leider in den letzten Wochen selber erfahren müssen.

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