Weltgebetstag der Frauen (WGT). Das hörte sich für mich lange Zeit ziemlich langweilig an; alte Frauen treffen sich in der Kirche und beten. Und irgendwann bin ich dann vor Jahren einmal in so einen Gottesdienst am ersten Freitag im März geraten – und war durchaus beeindruckt. Ja, die Frauen treffen sich zum Beten. Aber es sind zum einen nicht nur alte Frauen und vor allem: es bleibt nicht beim Beten! Der WGT ist eine riesige, solidarische Bewegung: Die Frauengemeinschaft schaut dorthin, wo es Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen und Mädchen gibt. Und mit Spenden und den Kollekten aus den Gottesdiensten unterstützt sie weltweit Projekte. Das war mir ebenso wenig bewusst wie die Tatsache, dass die Anfänge zu diesem Tag über 100 Jahre zurückreichen. Auch die Generation meiner Großmütter war einst im Fokus dieser weltweiten Solidarität; als amerikanische Frauen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs tausende Pakete mit Windeln und Nahrungsmitteln an Frauen in Deutschland und Europa schickten. Wenig später, 1947, gab es dann den ersten ökumenischen WGT der Frauen in Deutschland.

So ähnlich wie mit dem Weltgebetstag ging es mir mit dem diesjährigen Partnerland, dem Inselstaat Vanuatu. Aus der Ferne erfasst man nur die halbe Wahrheit.

Und weil ich mir sicher bin, dass es ganz vielen Menschen so geht, habe ich den WGT und die Situation hinter den Palmenstränden auf Vanuatu zum Thema gemacht in meinen heutigen Abendgedanken in SWR 4.

„Vanuatu. Das ist ein tropischer Inselstaat in der Südsee. Es soll das letzte Paradies auf Erden sein, in dem die glücklichsten Menschen leben. So beschreibt es ein Reisekatalog. Auf 83 kleinen Inseln leben 300.000 Menschen. Wenn ich mir Fotos von Vanuatu anschaue bin ich begeistert: kristallklares Wasser, bunte Korallenriffe, Palmen, Sandstrände, unberührter Regenwald. Ein Sehnsuchtsort. Es gibt ein Frauenzentrum in Vanuatu. Das allerdings erzählt uns eine andere Geschichte: Für die Frauen ist ihre Heimat das schlimmste Land der Welt. Sie erleben Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Frauen müssen Männern bedingungslos gehorchen. Weil noch immer patriarchale Strukturen existieren und Männer alle Entscheidungen treffen. Und gleichzeitig sind es die Frauen, die auf Vanuatu für das Familieneinkommen sorgen müssen. …“

Meine Hoffnung in dieser Zeit und mit Blick auf unsere Nach-Corona-Reiseplanungen ist: dass wir genauer hinschauen, wenn wir wieder um die Welt ziehen. Und vielleicht einen kleinen Teil vom nächsten Reisebudget für Projekte in unseren Urlaubsländern zurücklegen.

www.weltgebetstag.de

SWR4 Abendgedanken – Paradies auf Erden?

Journalistin, Patchwork-Mama und Öffentlichkeitsreferentin beim KDFB Rottenburg-Stuttgart - In der Corona-Zeit bin ich über Nacht wieder zur Vollzeit-Mama geworden und versuche Haushalt, Homeoffice und Hausaufgaben zu managen. Zwischendurch gibt’s Unterstützung durch meinem Partner - als Mediziner ist seine Anwesenheit in diesen Tagen aber noch ein bisschen unplanbarer als zuvor. Das, was mich bewegt in dieser neuen Zeit, möchte ich teilen; denn teilen heißt: sich näherkommen, einander begegnen. Das braucht es in diesen Tagen vielleicht mehr denn je.

Hinterlasse einen Kommentar