Eigentlich hätte ich das letzte Wochenende mit zwei Freundinnen am Bodensee verbracht. Ohne Familie, nur wir drei Frauen; zusammen hatten wir eine Ferienwohnung gebucht. Auf diese gemeinsame Zeit hatten wir uns seit Monaten gefreut. Verreisen konnten wir trotz der Corona-Lockerungen nicht, unser Vermieter durfte erst ab dieser Woche wieder Gäste aufnehmen, aber wir haben uns trotzdem getroffen. Bei uns zuhause. „Ihr habt sturmfrei“ haben meine Kinder gesagt, haben wunderbarerweise ihre Zimmer (aufgeräumt!) zur Verfügung gestellt und dann das Wochenende bei ihrem Papa verbracht. Ganz vorschriftsgemäß war unser Frauen-Treffen nicht – drei Personen aus drei Haushalten – eigentlich eine zu viel. Wir fanden dennoch, wir können das verantworten – jede von uns ist seit Wochen im homeoffice, unsere Kinder haben mit nur ganz Wenigen Kontakt und wir selbst sind tatsächlich nur zum Einkaufen draußen.

Wir Drei haben schon immer gut miteinander können und der Stoff zum Reden ging uns noch nie aus – aber diese gemeinsame Zeit war anders als zuvor. Und ich denke es hat mit der besonderen Corona-Situation zu tun, dass wir an diesem Wochenende unser halbes Leben in den Blick genommen haben. Wir haben von unserer Schulzeit erzählt und vom Leben zuhause bei unseren Eltern. Von Fehlern und schwierigen Entscheidungen, von unseren Träumen und von der Suche nach so manchen Antworten. Wir sind stundenlang spazieren gelaufen, zwischen Kohlrabi- und Erdbeerfeldern, wir haben Spargel gegrillt und Pfannkuchen gebacken. Wir haben viel gelacht, uns in den Arm genommen und auch geweint. Und irgendwann am Samstagabend haben wir aus dem Zimmer der Kinder die Lautsprecherboxen geholt und das Handy angeschlossen. Wie unsere Kids haben wir eine Playlist gemacht, jeder war reihum DJ: Dieter Thomas Kuhn, Johannes Oerding, Münchner Freiheit, Silbermond, Eros Ramazotti, Westernhagen, Revolverheld, die Hosen … ich wusste gar nicht, wie viele Texte ich auswendig singen kann! Es war laut, das Haus gehörte uns – und für ein paar Stunden auch die ganze Welt! So hat es sich jedenfalls angefühlt als wir im Wohnzimmer getanzt haben; dankbar für dieses Geschenk der Freundschaft in einer besonderen Zeit. Corona hat uns nicht getrennt, es hat uns noch näher zusammengebracht.

Journalistin, Patchwork-Mama und Öffentlichkeitsreferentin beim KDFB Rottenburg-Stuttgart - In der Corona-Zeit bin ich über Nacht wieder zur Vollzeit-Mama geworden und versuche Haushalt, Homeoffice und Hausaufgaben zu managen. Zwischendurch gibt’s Unterstützung durch meinem Partner - als Mediziner ist seine Anwesenheit in diesen Tagen aber noch ein bisschen unplanbarer als zuvor. Das, was mich bewegt in dieser neuen Zeit, möchte ich teilen; denn teilen heißt: sich näherkommen, einander begegnen. Das braucht es in diesen Tagen vielleicht mehr denn je.

2 Kommentare

  1. Gabriele Greef 22. Mai 2020 at 15:56

    Liebe Frau Pfann, solch ein Wochenende mit Freundinnen ist ein Geschenk. Und erwiesenermaßen schenkt Tanzen viel Freude und Zufriedenheit. Und Singen macht einfach glücklich. Ich singe so gerne und fröhlich vor mich hin. Leider nicht immer ganz notentreu. Inzwischen schäme ich mich nicht mehr deshalb, sondern denke: Tut mir leid, da müsst ihr durch.
    Vielleicht liegt es auch an der Einschränkung der Kontakte, dass so ein Wochenende intensiver und wertvoller ist als sonst. Ich wünsche, dass Sie sich ein bisschen der Freude in den Alltag retten können.
    Ich komme gerade von einem Treffen mit Schwiegertochter und Enkel. Mein jüngster Sohn (35) fuhr auch mit.
    Es war total schön und beglückend. Seit Februar haben wir uns nun zum 3. Mal gesehen. So oft trafen wir uns sonst im ganzen Jahr. Seitdem mein Mann tot ist, schauen alle drei Kinder, dass ich nicht zu viel alleine bin. Heute waren wir am Neckar spazieren und ich konnte mich richtig mit meinen Enkeln,Lasse 9 und Nils 7, unterhalten. Es macht mich sehr froh.
    Letzte Woche bewegte ich mich in einem Tal der Traurigkeiten. Doch nun sieht es wieder heiterer aus. Ich habe den Eindruck, nach heftigen Trauergefühlen, erinnere ich mich wieder besser an unser gemeinsames Leben.
    So vergeht meine Zeit wie am Meer mit Ebbe und Flut, wechselnde Gezeiten. Das erinnert mich an einen schönen Kanon, den ein Chor uns zur Silberhochzeit sang:
    „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!“

  2. Christine Kedem-Lanzl 26. Mai 2020 at 7:34

    Schön – so muss es sein! Der Text hat mich berührt und motiviert! Gleich mal meine Freundinnen kontaktieren – zu lange haben wir zu wenig voneinander gehört!

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