Gerlinde Wosgien schreibt: Ab 3. April fällt in Bayern die Maskenpflicht im Einzelhandel, in öffentlichen Innenräumen und an den Schulen – trotz nach wie vor hoher Inzidenzen. Masken müssen nur noch im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen getragen werden, um vulnerable Gruppen zu schützen. Mal sehen, wer ab jetzt noch im Supermarkt oder im Gottesdienst mit Maske erscheint. Soziologen sprechen in diesem Zusammenhang von einem Sozialexperiment.

Neben der Impfung ist für mich persönlich die Maske immer noch der effektivste und einfachste Schutz gegen Corona. Ich hatte bislang mit dem Tragen der Maske kein Problem. Für mich stellt sie keine Freiheitsbeschränkung dar. In den vergangenen zwei Jahren habe ich sie auch nicht als „Fetzen“ oder „Lappen“ empfunden, der mein Gesicht unangemessen verhüllt hat. Abgesehen davon: Die Augen sieht man, und die Augenpartie gefällt mir an meinem Gesicht eh am besten.

Die Maske hatte für mich noch andere praktische Vorteile. Mein Lippenstiftverbrauch ist in den letzten zwei Jahren drastisch gesunken. Makeup lohnt sich ebenfalls kaum noch. Trotz Maske musste ich nicht komplett blass bzw. „farblos“ durch die Gegend laufen, denn es gab die Masken in unterschiedlichen Farben und mit optisch ansprechenden Motiven. Im Winter habe ich die Maske manchmal sogar auf dem Nachhauseweg vom Supermarkt aufbehalten, weil sie mich vor Kälte und eisigem Wind geschützt hat.

Lächeln kann man auch mit Maske, mit den Augen. Kurzum: Ich habe mich an das Tragen der Maske gewöhnt. Und ich habe mich auch an den Anblick von „Maskengesichtern“ gewöhnt.

Können Sie sich noch an Ihre erste Maske erinnern? Bei mir war es die liebevoll selbstgenähte Maske, die ich von meiner Schwiegermutter erhalten habe. Sie kann sehr gut nähen und hat nicht nur uns, sondern auch ihre Nachbarschaft mit selbstgenähten Masken erfreut. Das Nähen von Masken während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 war für sie eine sinnstiftende Beschäftigung und eine hervorragende Ablenkung von der Einsamkeit, von der gerade alleinstehende ältere Frauen durch die strengen Kontaktbeschränkungen stark betroffen waren.

Als Online-Redakteurin beim KDFB Landesverband Bayern habe ich damals die Aktivitäten der Zweigvereine für unsere Website gesammelt. Im Frühjahr 2020 haben fleißige KDFB-Frauen Tausende von Behelfsmasken genäht und kostenlos bzw. gegen Spende weitergegeben. Es war für mich eine große Freude, dieses Engagement mitzuerleben und zu dokumentieren.

Die selbstgenähten Behelfsmasken wurden im Laufe der Pandemie durch medizinische OP-Masken verdrängt, bis schließlich im Januar 2021 in Bayern die FFP2-Maskenpflicht angeordnet wurde.

Wie wird es weitergehen mit der Maske? Werden sich viele Menschen an die Empfehlungen von Politiker*innen und Virolog*innen halten und sie vorerst weiterhin in öffentlichen Innenräumen tragen? In meinem Bekanntenkreis gibt es einige Menschen, die auch nach Wegfall der Maskenpflicht die Maske aufbehalten wollen, bis sich das Infektionsgeschehen wieder beruhigt hat. Ich hoffe, dass sie nicht belächelt oder gar beschimpft werden.

Für viele ist es kein Zeichen von übertriebener Ängstlichkeit, die Maske trotz Wegfalls der Maskenpflicht weiterhin zu tragen, sondern ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und Solidarität gegenüber den Mitmenschen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start in die neue Woche mit stark gelockerten Corona-Regelungen und ohne Maskenpflicht. Bleiben Sie gesund!

Gerlinde Wosgien ist promovierte Germanistin, seit 1999 Referentin beim KDFB Landesverband Bayern, zweifache Mutter und Wahlmünchnerin.