Kennen Sie diesen Film? Er handelt von dem Wetteransager Phil Connors, der in einer Zeitschleife gefangen ist und jeden Morgen zur gleichen Dudelmusik aus seinem Wecker aufwacht. Dann beginnt ein Tag, der immer gleich abläuft, egal, was er tut.

Ähnlich empfinde ich es gerade. Wo mein Alltag sonst viele Abwechslungen bereit hält und kein Tag wie der andere ist, gibt es im Moment immer ähnliche Abläufe. Die Variationsmöglichkeiten sind begrenzt. Das macht mich manchmal gelassen und manchmal angespannt, weil mein Lebenshunger nirgends hin kann. Dann finde ich alles öde und kriege einen Rappel.

Wie lange dieses Ausgebremstsein wohl noch dauert? In dieser Woche wurde uns der Corona-Exit-Plan vorgestellt. In der Pressekonferenz fand Olaf Scholz eindrückliche Worte. Er sagte, dass wir nicht einfach schrittweise zur alten Normalität zurückkehren können, sondern uns für eine lange Zeit in einer anderen Normalität einrichten müssen. Die Zeitperspektive bleibt vage. Bis Herbst, bis Jahresende, bis in einem Jahr? Niemand weiß das.

Ich versuche, das auf mich wirken zu lassen: Mich einrichten in einer anderen Normalität. Sie ist wie dieser Murmeltiertag, aus dem man im Moment nicht entkommen kann.

Ich versuche, darin das Gute zu entdecken: mehr Zeit in der Familie haben, eine langsamere Lebensart genießen, weniger Ablenkung haben, aber auch weniger Stress, die Konzentration auf mich selbst üben, auf meine Ressourcen schauen in dieser Ausnahmesituation, kreativ bleiben und flexibel. Ob es mir gelingt?

Ich möchte es jedenfalls versuchen. Denn ich weiß, irgendwann werde ich mich ärgern, wenn ich diese guten Seiten der Coronazeit nicht genutzt habe. Dann, wenn ich morgens erwache und erkenne: Der Murmeltiertag ist vorbei!

Geistliche Beirätin des KDFB Rottenburg-Stuttgart - Als Seelsorgerin frage ich in der Coronazeit nach dem, was uns in Krisenzeiten stützt und hält. Als Familienmama und neuerdings Homeschooling-Lehrerin mache ich neue Erfahrungen des Familienlebens. Ich teile meine Gedanken in diesem Blog, weil ich es kostbar finde, einander Anteil zu geben an dem, was uns in dieser besonderen Zeit bewegt.

2 Kommentare

  1. Elisabeth Urhahn 19. April 2020 at 9:29

    LiebeFrau Schimdt,

    bei mir ist gerade auch Wiederholung angesagt. Mal wieder muss ich Zuflucht in einer psychosomatischen Klinik nehmen, um mich den alten Narben stellen, damit sie das Jetzt nicht mehr überfluten. Da tun mir Ihre (und die der anderen Frauen) hoffnungsvollen Zeilen gut. Ich borge mir sozusagen Ihre Hoffnung bis meine eigene mir wieder zur Verfügung steht. Danke.

  2. Anna Mayer 22. April 2020 at 12:25

    Murmeltiertage habe ich kaum. Positiv ist für mich, daß ich mehr auf mein Inneres schauen kann – da will eine Menge an die Oberfläche.
    Das ist das eine.
    Das andere ist das innere Unwohlsein, mein soz. natürliches Gewissen, das ich nicht ausleben darf. Die Stigmatisierung von Andersdenkenden, das Denunzieren, die ungewisse Zeitspanne, die Traumatisierung der Kinder und Alten, die psychisch Labilen usw.
    Das Gute zu entdecken fällt mir enorm leicht. Doch gleichzeitig erkenne ich auch die Gefahr der Diktatur und hoffe, daß dies noch viel mehr Menschen ganz schnell realisieren.

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