Ich hatte viel freie Zeit über die Weihnachtstage. Diese Zeit lässt sich bisweilen nicht ganz einfach annehmen, weil sie nicht selbst gewählt ist. Was die Herausforderung dabei noch größer macht ist: Meine Familie bewegt sich während der Feiertage und zwischen den Jahren gegen die Laufrichtung. Während aus allen Ecken des Landes Kinder an Weihnachten zu ihren Eltern zurückkommen und im Radio gefühlt auf jedem Kanal „Driving home for Christmas“ läuft, verlassen meine Kinder mit gepackten Taschen das Haus. Sie verbringen traditionell einen Teil der Feiertage und auch manchmal die Tage zwischen den Jahren bei ihrem Vater. Während viele Firmen und Betriebe bis Dreikönig schließen und die Mitarbeiter in den Weihnachtsurlaub schicken, ist das für meinen Partner noch nie möglich gewesen. Als Arzt in einer Klinik hat er nur einzelne freie Tage oder Stunden in dieser Zeit. Die Situation ist dieselbe seit vielen Jahren – und doch fällt es mir schwer, mich daran zu gewöhnen. Ich fühle mich immer wieder neu herausgefordert, diese Tage zu gestalten. Vielleicht ist mir die Weihnachtspredigt des SWR-Radiogottesdienstes in diesem Jahr auch deshalb im Ohr geblieben: „Wir müssen jedes Jahr von Neuem üben, das Geheimnis von Weihnachten zu verstehen. Das bedeutet auch, sich vom Kind in der Krippe, von dieser ins Licht gerückten Zuversicht, einnehmen lassen. Denn das Kind in der Krippe teilt uns mit: Suche nach den kleinen und unscheinbaren Momenten der Zuversicht und der Hoffnung in Deinem Leben und halte daran fest. Es kommt darauf an, dass Du auf Deine Möglichkeiten blickst und sie auch ergreifst. Das Kind in der Krippe ermutigt dazu, den schönen und guten Momenten meines Lebens mehr Beachtung zu schenken. Mich mehr mit dem Licht zu beschäftigen als mit der Dunkelheit – das bedeutet Weihnachten.“

Ich habe in meiner „freien“ Weihnachtszeit getan, was ich immer zum Jahresende tue: einen großen Wandkalender mit unseren Bildern des Jahres gestaltet. Mein Lieblingsbild ist in diesem Jahr eines, das mein Sohn im Herbst aufgenommen hat. Er hat den Sternenhimmel und die Milchstraße fotografiert, samt erleuchteter Hütte; in den Alpen auf über 2000 Metern Höhe. Für mich sind Bilder, die den Nachthimmel zeigen, auf ihre Weise magisch; weil das Licht millionenfach in die Dunkelheit einbricht und sie so schön macht. Dieses Sternenhimmel-Bild habe ich auf der ersten Seite unseres Kalenders platziert, das Jahr 2022 beginnt also mit unendlich vielen Lichtpunkten. Und für mich im Bewusstsein und mit der Gewissheit: Das Licht bleibt, in jeder Nacht gibt es irgendwo Sterne. Mehr noch: Ich kann mich darauf verlassen, dass ich dieselben Sternbilder zur selben Jahreszeit immer wieder neu entdecke – weil sie ihre Laufrichtung niemals ändern.

Ich wünsche allen Blog-Leserinnen und Lesern einen friedvollen Jahresausklang und viele kleine, unscheinbare Momente der Zuversicht und Hoffnung im neuen Jahr!