Kira Beer schreibt:

Vor einigen Tagen habe ich im Kino die Dokumentation „Die Unbeugsamen“ gesehen. Auf der eigenen Homepage heißt es über den Film:

„DIE UNBEUGSAMEN erzählt die Geschichte der Frauen in der Bonner Republik, die sich ihre Beteiligung an den demokratischen Entscheidungsprozessen gegen erfolgsbesessene und amtstrunkene Männer wie echte Pionierinnen buchstäblich erkämpfen mussten. Unerschrocken, ehrgeizig und mit unendlicher Geduld verfolgten sie ihren Weg und trotzten Vorurteilen und sexueller Diskriminierung.“ […]1

Durch den Szenenwechsel zwischen damaligen Bundestagsdebatten und aktuellen Interviews mit den Protagonistinnen zeigt der Film für mich ebenso schockierend wie inspirierend, mit welchem Durchhaltevermögen und Biss diese Frauen gegen fast schon peinlich machtbesessene Männer gekämpft haben. Die Früchte dieser Kämpfe sind das, was für mich als junge Frau heute in diesem Land so selbstverständlich ist: Gleichberechtigung (auch wenn ich natürlich nicht leugnen kann, dass diese immer noch nicht vollständig herrscht).

Ich konnte während des Zuschauens nicht anders, als ständig Parallelen zur Situation in der katholischen Kirche zu sehen. Klar, hier ist es wesentlich komplizierter, da man trotz aller theologischer Argumentation hinnehmen muss, dass die Frauenweihe, dank Johannes Paul II, lehramtlich quasi unmöglich ist. Dennoch kämpfen unzählige Frauen (und Mitstreiter*innen) engagierter denn je für wahre Gleichberechtigung aller Geschlechter innerhalb der katholischen Kirche. Die theologischen Gründe für die #weihefüralle sind längst analysiert und werden ständig auf vielfältige Art und Weise vorgetragen. Abgespeist werden diese Bemühungen mit flachen Aussagen wie „Jesus war nun mal ein Mann“2, der Einstufung der Forderungen als schlicht „nicht realistisch“3 oder der absurden Idee, Gleichberechtigung sei bereits dadurch verwirklicht, dass Frauen und Männer ihre je zum Geschlecht passenden Aufgaben innerhalb der Kirche wahrnehmen4 (ungeachtet der Tatsache, dass dies zum einen der Definition des Wortes logisch widerspricht und zum anderen ein binäres Geschlechtersystem propagiert).

Die Politikerinnen der Bonner Republik haben sich zu ihrer Zeit von all dem Hohn der Männer nicht mundtot machen lassen. Sie haben mit Kraft und Köpfchen gekämpft und ich kann dank ihres Einsatzes heute sagen, dass ich mich kaum an die Zeit erinnere, in der unser Land nicht von einer Frau regiert wurde. Das lässt mich (so naiv es klingt) träumen, dass sich eines Tages niemand mehr an eine Zeit ohne Priester*innen erinnern kann, weil wir heute genauso unbeirrbar dafür eingetreten sind, wie die Frauen und ihre Kolleg*innen damals.

Unbeugsam sein. Ja, dieser Film und seine Protagonistinnen haben mich inspiriert. Auch ich wünsche mir, unbeugsam zu bleiben im Einsatz für Gleichberechtigung in dieser Kirche. Unbeugsam bleiben, auch wenn ich nicht wissen kann, ob ich die Früchte dieses Einsatzes erleben werde. Unbeugsam sein. Das scheint mir der einzige Weg, um die Ignoranz, die Machtbesessenheit, die Verletzungen, die uns von Gegner*innen entgegenkommen, auszuhalten. Ich hoffe und ich bete, dass wir unbeugsam bleiben.
Kira Beer (21) studiert in Tübingen katholische Theologie und teilt vor allem auf Instagram ihren Alltag und alles, was sie im Glauben und auf der Suche nach ihrem Platz in der katholischen Kirche bewegt.
www.kirabeer.de
www.instagram.com/kira__beer

Quellen:

1. www.dieunbeugsamen-film.de

2. www.katholisch.de/artikel

3. www.katholisch.de/artikel

4. www.instagram.com