Tatsächlich, mein Tag hat wieder Aufgaben, die Schule läuft und bei aller Corona-Vorsicht finden erste Besprechungen statt. Sogar wieder FEIERN, ist das ein Fest! Und gleichzeitig die Gefahr, sofort wieder ins alte Fahrwasser zurückzugleiten: Was steht heute an? Was muss ich vorbereiten? Was ist für die nächsten Tage dran? – Ohne wirklich bewusst diesen Umkehrschwung zu reflektieren. Das wollte ich doch eigentlich so nicht… Passiert aber grade eben.
Wie haben wir noch im Winter die große Ellen-Ammann-Feier zum 150. Geburtstag geplant und uns gefreut! Ganz nach dem ihr zugeschriebenen Wort nach jeder Sitzung! „Auf, auf, frisch ans Werk!“ Geblieben ist von all den Veranstaltungen nur der offizielle Antrag auf ihre Seligsprechung (persönlich im Büro des Münchner Kardinals übergeben!) und ein kleiner, aber hochkarätiger Akt an ihrem Grab am alten Südfriedhof. Die Landtagspräsidentin persönlich sprach (und blieb bis zuletzt!), der Innenminister hielt eine Rede auf die Initiatorin der Polizeiseelsorge, Weihbischof Bischof gedachte ihrer als Gründerin so vieler kirchlicher Einrichtungen. Höhepunkt war die gemeinsame Messe mit wenigen handverlesen Vertreterinnen all dieser Initiativen. Die erste Messe seit Monaten – live! Was für ein Höhepunkt!
Und schon anderntags verdeckt die Schule mit all ihren Notmaßnahmen das Auskosten dieser Freuden. Etwa auch, dass der Bayerische Rundfunk einen Film über unsere Gründerin machte, Reportagen und Interviews im Radio zu ihr geführt wurden, eine eigene Ellen-Ammann-Challenge ins Leben gerufen wurde. Noch nie wurde so umfassend deutlich, mit welcher Kraft Ellen Ammann bis heute wirkt. Viel mehr Bildung, soziale Verantwortung, politische Beteiligung und Gestaltung der Welt im Sinne Jesu, das war ihre Vision für die Frauen. Und ich würde lügen, zu behaupten, dies alles sei nicht auch meine Vision für die Mädchen von heute. Viel ist erreicht, viel bleibt zu tun, und ich bin stolz auf den KDFB, der als „mein“ Verband diese Erinnerung unverändert als Aufgabe sieht. Bewusst, tatkräftig und beharrlich. Das darf mich mit bewusster Freude erfüllen!
Meine Berufsarbeit ist ein Mosaikstein dazu. Entscheidend ist nicht allein berufliche Kompetenz oder Lehrplan, entscheidend ist der Geist, in dem Arbeit an und mit Menschen getan wird. Als Diakonat, im Alltag, zwischen Kochtöpfen und Aktenordnern, unter Bücherbergen oder in Autoschlangen. Egal wo, das wie entscheidet. Um dies nicht zu vergessen hat Ellen Ammann dafür zuletzt die „Diakoninnen Jesu Christi“ als Weggemeinschaft gegründet. Ich suche noch, was mir hilft, diese Sendung lebendig und stärkend zu erhalten. Denn auf keinen Fall will ich zulassen, dass mir der Alltag die bewusste Freude an gut Gelungenem überdeckt. Und dass dieses Gelingen einen Namen, eine Sendung hat.
Dem also, heute, ein dickes STOP!
Und ein lautes DANKE, dass es Ellen Ammann gab!