Am Sonntag war Muttertag und ich hatte einen Wunsch frei für eine gemeinsame Unternehmung. Ich entschied mich aus dem Bauch heraus für eine Familien-Radtour. Das Wetter war schwül-warm, ab 16 Uhr waren Gewitter vorausgesagt. Ich stöberte im Internet und fand eine 27 km-Rundroute im Filstal, gar nicht weit weg von uns. Also packten wir alles ein: Getränk, Müsliriegel, Obst, Schokolade, Regenschutz für alle Fälle… Wir zogen unsere Radelhosen an, mein Mann schraubte den Fahrradträger ans Auto und zurrte unsere Räder fest – und los ging´s.
In Ebersbach parkten wir. Unser Sohn wurde der Wegbeauftragte, der uns mit seiner Handy-App lotste. Der Weg war über weite Strecken sehr angenehm. Er führte an der Bahnstrecke entlang, an Kleingärten vorbei, durch Felder und kleine Ortschaften. Ich liebe es, im Vorbeifahren die Häuser anderer Menschen anzuschauen und mir zu überlegen, wie es sich dort wohl wohnt…
Unsere familiäre Fahrtordnung sieht meist so aus, dass ich vorausfahre. Mit meinem Pedelec bezwinge ich auch Steigungen sehr entspannt. Hinter mir fahren Vater und Sohn mit ihrer ureigenen Beinkraft und sind oft in Vater-Sohn-Gespräche vertieft. Ich genieße es, solange meinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Dann wird mein Kopf frei, und ich kann gut abschalten.
Schnell kamen am Sonntag die Erinnerungen an unsere Fahrradurlaube der vergangenen Jahre in mir auf. Den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen, nur das dabei haben, was wir in unseren Taschen mitnehmen können, unterwegs bei einem Vesper ausruhen, die Landschaft beobachten, die gemächlich an uns vorbeizieht… All das ist ein großer Kontrast zu unserem oft hektischen Alltag. Ich finde das trotz aller Strapazen sehr entspannend.
Am Sonntag packte mich dieses Urlaubsgefühl. Und machte mir klar, wie sehr ich es ersehne, mal wieder herauszukommen aus unserem Haus, in dem sich gerade so viel abspielt. Drei Menschen, die fast die ganze Zeit unter einem Dach schlafen, arbeiten und die Freizeit verbringen, hängen schon sehr eng aufeinander. Unsere Radtour gab mir ein Stückchen innere Freiheit zurück.
In Göppingen, unserem Ziel, gab es ein Eis im Stehen. Dann radelten wir zurück. Das Wetter war gleichbleibend sonnig, das Gewitter blieb aus. Ein Sonnenbrand auf meinen Beinen erinnert mich sicherlich noch einige Tage an unseren schönen Ausflug.
Zuhause machte ich mich daran, für die Pfingstferien nach einem Urlaubsquartier zu suchen. Der eigentlich geplante Radurlaub mit Unterkunft in Pensionen scheint umständlich unter Coronabedingungen. Nun haben wir ein Appartement am Bodensee im Blick. Auch dort lässt sich gut radfahren. Die Gedanken sind frei und entschwinden schon mal in die Urlaubsperspektive. Dann werden wir nach 9 Wochen Homeschooling und 12 Wochen Homeoffice endlich dem Lagerkoller entfliehen…