Was für ein Blick auf den Altar!

Mein Pflegesohn, minderjähriger afghanischer Flüchtling, ist höchst interessiert am Geschehen der Messe bei unserem Landjugendfest. Glöckchen bimmeln ganz allerliebst, Texte werden feierlich vorgetragen, Gewänder, die er glaubt deuten zu können und eine Zeremonie, die ihn erfüllt.

„Der dunkle Mann, ein Hindu?“ fragt er, angesichts unseres indischen Ortspfarrers. „Und der andere Moslem?“ taxiert er den Pastoralreferenten mit flottem Haarschnitt und gepflegten Bartstoppeln. „Mann der spricht ist Christ.“ weiß er den predigenden Gastpfarrer einzuordnen.

Mir fehlt der Mut, dem Pflegesohn die theologischen Feinheiten der Szene zu erklären, auch gäbe sein Wortschatz es gar nicht her. Dafür aber ist es eine wunderbare Vision, wie das Reich Gottes sein könnte. Also gebe ich der Versuchung nach und bestätige ihn: „Ja, und sie beten und loben ihren Gott.“

Eine schöne Notlüge und vielleicht die Basis einer gottgefälligen Zukunft.

Pandemie ist für mich eine ganz neue Erfahrung, plötzlich Ruhe - nach über 14 Jahren Führung im Bundes- und Landesvorstand. Wo ich im gemeinsamen Wir des KDFB sonst vielfach gefordert war, bleibt jetzt die persönliche Begegnung aus. Vielleicht eine Gelegenheit, unsere Themen, unsere Lebensweise, unsere Gemeinschaft neu zu reflektieren und mit einem Blog gemeinsam an Kommentaren zu wachsen. Allein mit meinem Mann daheim, die Söhne im einigermaßen entfernten München, die Omas als Hochrisikogruppe nur vorsichtig umsorgt – all das ist auch privat nicht ohne. Ob wohl mit Hilfe des Blogs aus der Krise eine neue Chance erwächst? Auch für mich als Theologin eine große Frage!

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