Normalerweise ist ja Eitelkeit keine christliche Tugend, auch nicht mein hervorstechendstes Merkmal. Aber der heutige Friseurbesuch ist lang ersehnter Höhepunkt nach Wochen unbeschränkten Haarwachstums. Maske hin oder her, das lockere Plaudern, die handgreiflich-zärtliche Zuwendung und der letzte prüfende Blick in den Spiegel machen mich wieder zum Menschen. Ja, ich bin wie neu, gepflegt, ansehnlich, kultiviert – einfach wieder schön! Gerade vor mir selber.

Spontan denke ich an die Einrichtung von Duschen und Friseurdienst für Obdachlose durch Papst Franziskus in den Räumen direkt neben dem Petersdom. Ja, solche Möglichkeit zur Pflege, solche Zuwendung macht jeden wieder zum Menschen, erfreut das Herz und tut der Seele wohl. Wenn die Zotteln gebändigt sind, wächst auch der Selbstwert. Und was das Paradiesgärtchen an gezähmter Natur bedeutet, ist nun der Schnitt am Kopfhaar: Freude an der Schöpfung, für Wachstum und Pflege.

Ein „Hoch!“ auf alle Friseure der Welt! Und auf Gott, der uns wohl unsere Haarpracht geschenkt hat, aber durch die menschliche Arbeit auch veredeln lässt. Fast wie beim Gabengebet – die Frucht der Natur und der menschlichen Arbeit. Leib und Seele, Geist und Körper, sie hängen viel mehr zusammen als wir gemeinhin so glauben! Ja, Glauben geht nicht ohne den Bruder Leib. Und die Schwester Schönheit führt hin zum Schöpfer. Fröhliches Osterhalleluja!