Stefanie Peters schreibt:

Seit diesem Frühjahr habe ich das Wandern für mich entdeckt.

Dabei ging es zunächst einfach nur darum, in der beruflich frei gewordenen Zeit auf entspannte Menschen zu treffen, bei Bedarf ein kurzes Gespräch miteinander zu führen oder um ganz pragmatisch die Post im näheren Umkreis selber zu verteilen.

Dabei entwickelte sich eine Freude am Fotografieren (mit dem Handy) von Landschaften und vor allem von blühenden Zweigen und Blumen. Ich bin immer noch überrascht, was ich dieses Jahr alles so wahrnehme. Die vielen Eindrücke erfüllen mich mit einer nicht gekannten Gelassenheit und Dankbarkeit. Mittlerweile fühle ich mich wie die Maus Frederik, die Farben für den Winter sammelt. Einen Teil der schönen Bilder kommen in meinen Whats App Status, sodass auch meine Bekannten und Freunde von meinen Ausflügen profitieren.

Nun ist der Herbst da und der sorgt in der Eifel schon früher als an anderen Orten für unwohlige Temperaturen. Ich kämpfe immer häufiger mit meinem inneren Schweinehund und suche nach Gründen, die gegen einen Wanderausflug sprechen… Und wenn ich dann unterwegs bin, ist es gut. Ich genieße das Zwitschern der Vögel, das Plätschern eines kleinen Baches, bin fasziniert vom Schimpfen eines Eichhörnchens oder der unglaublichen Farbvielfalt. Es freut mich, dass die Regenwahrscheinlichkeit (bei 30%) mich voll einholt, aber mein Auto hinter der nächsten Kurve auftaucht und nur noch 50m entfernt steht. Jetzt, wo nicht mehr alle paar Meter eine schöne Blüte in meinen Blick springt und die Entfernungen zum nächsten Naturevent weiter werden, kommen mir manche Gedanken in den Sinn. Das sorgt dann auch schonmal dafür, dass ich ein Hinweisschild übersehe und sich die Wegstrecke verlängert. Vielleicht sind die Wege auch nicht immer so durchgängig ausgeschildert… Auf jeden Fall finde ich das in der jeweiligen Situation nicht immer toll. Der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ ist ja nur die halbe Wahrheit, denn so schön der Weg auch ist, irgendwann möchte ich am Ziel ankommen. So toll die Zwischenergebnisse des Fitnesstrackers tatsächlich sind, so sehr freue ich mich auf die kulinarische Belohnung zum Abschluss der Tour… Spätestens, wenn ich am Ziel ankomme, dann ist es gut!

Mir ist es am liebsten, wenn ein Plan funktioniert. Noch nie musste ich so viele Aktionen verschieben oder Termine absagen, wie in diesem Jahr. Ich tu mich damit immer noch schwer, auch wenn nicht jeder Termin der Inbegriff meiner beruflichen Erfüllung bedeutet. Gerade haben wir entschieden, die Gräbersegnungen an Allerheiligen abzusagen, St. Martin wurde letzte Woche gestrichen, die Krippenfeiern für Familien stehen in den Sternen und die erste Gruppe Krippenbauer hat uns mitgeteilt, dass man dieses Jahr die große Wurzelholzkrippe nicht aufbauen wird. Vorsicht ist das Gebot der nächsten Zeit. Vernünftig und nachvollziehbar ist das; aber es macht mich auch traurig. Zuversichtlich stimmt mich, dass ich Teil eines tollen Teams bin; und wir werden uns etwas anderes einfallen lassen.

Jetzt habe ich erst einmal Urlaub und vergangene Woche die dritte Urlaubsreise für dieses Jahr abgesagt. Ist mir ehrlich gesagt auch ganz recht, denn zu Hause fühl ich mich mit meinem Gesundheits- und Sicherheitsbedürfnis auch ganz gut aufgehoben, und die Wanderalternativen sind schnell gefunden. Das Wandern in der Natur gibt mir ein Gefühl von Unbeschwertheit. Am Sonntag war ich unterwegs in der „Grünen Hölle“. Was viele Motorsportbegeisterte wohl interessant finden und stundenlang an der Rennstrecke am Nürburgring an Lärmpegel aushalten, hat mich ziemlich genervt. Warum setzt man sich auch freiwillig der Hölle aus?

Die beiden letzten Tage begannen meine Wandertouren wenig aussichtsreich, Nebel hing in den Tälern. Ich habe mich trotzdem auf den Weg gemacht und wurde belohnt. Nicht nur, weil die Sonne es immer wieder durchschaffte. Vor allem konnte ich so manche Idee durchdenken und bekam meine Gedanken sortiert. Es ist mehr und mehr ein Ankommen bei mir selber und eine Gelassenheit, die sich Raum schafft. Ich habe es gerade nur sehr begrenzt in der Hand.

Wenn es an Aussicht fehlt, dann führt mich die Einsicht vielleicht zu nicht gekannter Weitsicht!?

Stefanie Peters ist Vorstandsmitglied im KDFB-Diözesanverband Trier, arbeitet als Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Hillesheimer Land und wohnt in Berndorf.