Die Hälfte der Kirche gehört uns!
Wir wollen eine partnerschaftliche Kirche und einen gleichberechtigten Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche. Seit Langem setzen wir uns im Verband für die sakramentale Weihe von Diakoninnen ein. Am Herzen liegt uns auch, mehr Frauen in kirchlicher Leitung zu sehen.
Aktuell engagieren wir uns im Synodalen Weg.
Wir wollen eine partnerschaftliche Kirche – Was wir im KDFB darunter verstehen, sagen wir in der Stellungnahme „Partnerschaftliche Kirche sein!“. Was uns bewegt, reicht von der Gleichberechtigung von Frauen und Männern als Geschöpfe Gottes über Fragen von Gemeindeleitung und das Mitbestimmen über kirchliche Gelder bis zur Förderung von Theologinnen. Zur Weihe heben wir unter anderem hervor:
Die Ausgestaltung der Ämtertheologie hat sich historisch entwickelt. Der Status quo unserer Zeit bildet davon nur einen Ausschnitt ab. Außerdem hat die Kirche immer wieder auch in der Ämterfrage auf die Herausforderungen der jeweiligen Zeit und des gesellschaftlichen Umfeldes reagiert und die eigene Ämtertheologie weiter entwickelt. Wenn die Kirche heute über die Weiheämter nachdenkt, muss sie den ganzen Schatz kirchlicher Traditionen in den Blick nehmen. Die Argumente gegen eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern überzeugen uns nicht.
"Partnerschaftlich Kirche sein!" (1088 Downloads )Als Ergebnis des Kongresses „Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene“ vom 6.-9. Dezember 2017 in Osnabrück wurden sieben „Osnabrücker Thesen“ verabschiedet. Die Thesen stellen fest, dass sichtbare Fortschritte in der Ökumene nur zu erreichen sind, wenn Frauen in den einzelnen Kirchen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern erhalten. Deshalb sind Verantwortliche in den Kirchen gefordert, die spezifischen Ämter und Dienste für Frauen zu öffnen und sie entsprechend den heutigen Anforderungen an die kirchliche Sendung weiter zu entwickeln.
2018 haben die Osnabrücker Thesen eine zusätzliche Brisanz im Kontext der Debatte um den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Kleriker (Bischöfe, Priester und Diakone) gewonnen. Die im September 2018 veröffentlichte MHG-Studie macht deutlich, dass Machtmissbrauch die zentrale Ursache für sexuellen, physischen und emotionalen Missbrauch ist. Deshalb stehen tiefgreifende Reformen in der Kirche an: Themen wie Macht und Autorität in der Kirche, die verpflichtende Verbindung von Zölibat und Weihe, Frauen in kirchlichen Ämtern und Fragen der Sexualethik müssen offen und ohne Denkverbote diskutiert werden. Die Lösung dieser Fragen ist heute dringender denn je, um verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Zahlreiche Stimmen – darunter auch der KDFB – fordern dabei ausdrücklich eine erneuerte Ausgestaltung der kirchlichen Ämter, prominent das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK-Beschluss vom 23.11.2018).
Zu den Osnabrücker Thesen
Literaturhinweis: Margit Eckholt, Dorothea Sattler, Ulrike Link-Wieczorek und Andrea Strübind (HG.): Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene (Herder/Vandenhoeck, Freiburg 2018)
Damit die Kirche in der Gegenwart Gottes Liebe zu allen Menschen glaubwürdig bezeugen kann, sind strukturelle Reformen notwendig. Das Bekanntwerden zahlloser Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute ist für uns Anlass, die Bischöfe und Verantwortlichen zu konkreten Reformschritten aufzufordern. Dazu zählt unter anderem ein gleichberechtigter Zugang aller Getauften und Gefirmten – entsprechend ihrer Begabung und Qualifikation – zu den Sakramenten und Ämtern der Kirche.
Denn wir sind überzeugt: Die theologische Überhöhung des Amtes, der generelle Ausschluss von Frauen von Weiheämtern sowie männerbündische und hierarchisch-klerikale Strukturen bilden den Nährboden für (Macht‑)Missbrauch und sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche.
"Die Zeit zum Handeln ist jetzt!" (BDV 2018) (1072 Downloads ) "Wir sind die Stimme der Frauen!" (BAS 2019) (912 Downloads )Seit langem setzen wir uns im Verband für die sakramentale Weihe von Frauen zu Diakoninnen ein.
Die Würzburger Synode (1971-75) hat die Bitte an den Papst herangetragen, die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat zu prüfen. Bei der Synode waren KDFB-Frauen beteiligt, Hanna-Renata Laurien gehörte dem Leitungsgremium an.
Seit 1998 feiert der KDFB jedes Jahr am 29. April, dem Tag der Heiligen Katharina von Siena, den „Tag der Diakonin“. Mit Veranstaltungen an vielen Orten fordern wir, Frauen zur Diakonatsweihe ebenso zuzulassen wie Männer.
Mit unserem Anliegen stehen wir nicht alleine: Seit 2012 beteiligen sich an der zentralen Feier das Netzwerk Diakonat der Frau, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Zusammen mit ihnen stellen wir fest, „dass es kein Verständnis mehr dafür gibt, wenn theologisch sinnvolle und kirchenrechtlich leicht erreichbare Schritte im Sinne der Beteiligung von Frauen nicht ergriffen werden“, wie wir in einer gemeinsamen Erklärung formulieren:
KDFB Stellungnahme Tag der Diakonin (573 Downloads )Die KDFB-Ausstellung „Katholikinnen und Konzil“ hat seit ihres Erscheinungsjahres 2013 nicht an Aktualität verloren.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen wichtige Ereignisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 – 1965) aus Frauensicht. Die Ausstellung erinnert an die Beteiligung von Frauen am Konzil, an ihre Erwartungen, an einige Konzilstexte und an Aufbrüche, Hoffnungen und Wünsche für spürbare Veränderungen in der Kirche. Vor 55 Jahren endete das Konzil und wir engagieren uns heute im Synodaler Weg und der Aktion „Maria, schweige nicht!“ dafür, dass unsere Kirche reformiert wird.
Die Ausstellung kann gegen eine Gebühr von 100,- € (150,- € für nicht KDFB-Gruppen) in der Bundesgeschäftsstelle ausgeliehen werden. Wir stellen Ihnen zusätzlich Pressetextbausteine und eine Begleitmappe mit ausführlichen Hinweisen zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website. Das Buch „Die Tür ist geöffnet“ kann weiterhin für 14,80 € über die Bundesgeschäftsstelle bezogen werden.
Weiterführende Links
Maria 2.0 – „Wir wollen eine zukunftsfähige Kirche!“ – Unsere Pressemitteilung zur Protest-Aktion
Die Online-Kampagne #overcomingsilence lädt zu Statements für Mitbestimmung von frauen in der Kirche ein.
Das Programm „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ zielt darauf, mehr Frauen in kirchliche Führungspositionen zu bringen.
Jacqueline Straub – Katholische Theologin, Journalistin und Buchautorin
Aus Verantwortung für unsere Kirche
Birgit Mock, Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes
Foto: Hildegardis-Verein
Birgit Mock ist Vizepräsidentin des KDFB und auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit der Ämterfrage in der Kirche befasst. Und in ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin des Hildegardis-Vereins liegt es ihr am Herzen, Frauen auf dem Weg in kirchliche Führungspositionen zu begleiten.
Was bewegt Sie, wenn Sie auf die Rolle der Frauen in der Kirche blicken?
Ich denke an unsere Tochter Anne, die Pfadfinderin und Messdienerin ist. Und ich frage mich, wie ich ihr mit wirklicher Überzeugung erklären soll, warum Frauen nicht geweiht werden. Wie können junge Menschen hier bei uns in Deutschland heute verstehen, dass sie keine weiblichen Vorbilder als Vorsteherinnen in der Eucharistiefeier erleben?
Und ich denke an den Morgen des 2. Februar, an dem ich mit meinem Mann um 7.47 Uhr an einem Samstag in unserer Pfarrkirche saß und den Sonnenaufgang erlebte. Unsere Gemeindereferentin, der Kantor und eine kleine Jugendband hatten ein Morgengebet vorbereitet. Und wir begannen den heller werdenden Tag der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) mit gemeinsamem Gesang. Die Gemeindereferentin legte die Bibeltexte aus. Sie erinnerte an die Geschichte von Jesu Heiligung im Tempel, von Simeon und der Prophetin Hanna, die Gott pries und die frohe Botschaft der Erlösung verkündete. So gingen wir gestärkt in den Tag. Die Verkündigung der frohen Botschaft, z.B. durch unsere Gemeindereferentin, wünsche ich mir auch in einer Messfeier. Stattdessen wird in unserer Dorfkirche bei Bedarf ein ortsfremder Priester eingesetzt.
Welche Schritte sind zu gehen?
Es ist meine tiefste Glaubensüberzeugung, dass allen Menschen von Gott die gleiche Würde zugesprochen wird.
Als Getaufte und Gefirmte gibt es – wie Paulus im Neuen Testament schreibt – nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau, alle sind gleich (vgl. Gal 3,28). Für viele namhafte Theologinnen und Theologen sind Vorstellungen daher nicht zutreffend, dass es Gottes Wille ist, Frauen qua Geschlecht das Weiheamt zu verwehren. Als Katholikinnen im Frauenbund bekräftigen wir die Thesen des Osnabrücker Theologen-Kongresses von 2017, u.a. „Die Diskussion darüber, ob Gott eine unveränderliche Anweisung gegeben habe, wie oder durch wen Gott durch das kirchliche Amt bezeugt werden soll, muss offen bleiben.“
Welche Impulse kann die neue KDFB-Kampagne setzen?
Wir haben unsere Kampagne unter den treffenden Begriff „bewegen“ gestellt. Wir knüpfen damit an den urchristlichen Gedanken der Entwicklung an. Wir tragen die Verantwortung dafür, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Erneuerung der Kirche – das wollen wir als Frauen im Verband. Und aus dem Glauben heraus unsere politische Arbeit mit Leben und Geist füllen. Für mich geht es um Gerechtigkeit, Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit.
Und wenn sich die Kirche nicht bewegt…
Ich habe das Vertrauen, dass sich die richtigen Wege auftun. Oft liegen die Lösungen schon vor uns, wir müssen uns nur entscheiden, den ersten Schritt zu tun.
In der Untergrundkirche während der kommunistischen Diktatur in der Tschechoslowakei war das Bedürfnis nach Seelsorge, Beichte und priesterlichem Dienst so groß, dass die Kirche Priesterinnen geweiht hat. Diese Frauen haben ihren Dienst oft unter Einsatz ihres Lebens und in ständiger Angst vor einer Verhaftung ausgeübt.
Auch heute gibt es an vielen Orten Hoffnungszeichen: neue Weisen, Kirche zu leben – pragmatisch entstanden als Antwort auf einen sehr konkreten pastoralen Bedarf vor Ort.
Was bestärkt den Frauenbund in seinem Weg?
Uns bestärkt unsere Gemeinschaft im Frauenbund. Die Zahl der Menschen, die heute die Kirche verantwortlich gestalten wollen, ist riesig. Es ist eine starke Bewegung entstanden. Und es gibt eine große Zahl an Frauen, die sich für Führungspositionen in der Kirche interessieren. Das erscheint mir in besonderer Weise ermutigend.