Ja, die Kar- und Ostertage, diese so hoch aufgeladenen, wirklich herausragenden Tage im Jahr, sie sind nun auch schon wieder Geschichte! Was wird in Erinnerung bleiben von diesem Osterfest 2020? Genau diese Frage wurde uns heute in der wöchentlichen, mittlerweile virtuellen Mitarbeiterinnenbesprechung der KDFB-Bundesgeschäftsstelle gestellt. ­ Bei diesen virtuellen Besprechungen sehen wir uns alle in kleinen Rechtecken angeordnet auf dem Bildschirm; diejenige Person, die gerade spricht, ist gelb umrandet. Diese gelbe Umrandung erscheint aber auch, wenn jemand geräuschvoll eine Tasse Kaffee trinkt oder sich einfach nur räuspert. Aber das tut nichts zur Sache …

Gelb umrandet war nun die Kollegin, die den Eingangs-Impuls vorbereitet hat. Sie bat darum, dass wir alle, wie einst zu Grundschulzeiten, so etwas wie „Mein schönstes Ferienerlebnis“ ins Wort bringen sollten: „Was bleibt mir von diesen besonderen Kar-und Ostertagen in Erinnerung, was war besonders eindrücklich, an was werde ich mich vielleicht auch noch in zehn Jahren erinnern?“ Reihum erzählten wir einander also unsere besonderen Oster-Erinnerungen, und es kam ein bunter Strauß zusammen.

Mich hat an den Erzählungen die Vielfalt fasziniert: die Vielfalt der liturgischen Formen, der österlichen Symbole, der neuen oder alten Rituale! Mich hat der Erfindungsreichtum berührt und gefreut!

Ich selbst habe am Karsamstag-Abend eine „interkontinentale“ Vesper im Freundeskreis online erlebt. Dieser Familien- und Freundeskreis, der die Vesper zusammen beten wollte, trifft sich einmal im Jahr eine Woche im Sommer in Falkau im Südschwarzwald, dort ist diese Gebetstradition mit dem „Magnificat“ gewachsen, wir haben also Übung.

Wie bei einer Konferenzschaltung sahen wir uns nun am Karsamstag-Abend alle in den oben beschriebenen Rechtecken auf dem Bildschirm wieder. Allerdings hatten wir uns bewusst eine Viertelstunde Zeit genommen, um uns vor dem Beginn der Vesper über den großen Teich nach Kanada, oder einfach nur nach Köln, Aachen oder Aufhausen zuwinken zu können, ein paar Worte zu wechseln und einander zu begrüßen. Im Vorfeld konnten wir den Ablauf der Vesper mit den jeweiligen Sprecher*innen ausdrucken, und so fanden wir in dieser ungewöhnlichen Weise im Gebet zusammen. Wir konnten einander sehen und im gemeinsamen Beten und Singen die Distanz überwinden. Ich habe gespürt, wie wichtig mir gerade dieser Aspekt der Gemeinschaft war: die Begegnung, das Miteinander, der kleine Austausch! Unser Versuch am Karsamstag hat mir gezeigt: Auch in Corona-Zeiten müssen es nicht nur die gestreamten Eucharistiefeiern aus den großen leeren Kirchen sein. Vielmehr gilt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind …

Wenn ich an die Berichte in der Mitarbeiterinnenbesprechung heute denke, an Erzählungen von Nachbarn und Freunden, wie sie Ostern gefeiert haben, dann wird mir deutlich: Der Strauß an österlichen Ausdrucksformen, an liturgischen Formen, an Gebetsformen ist groß und bunt: Von der Gründonnerstagsfeier auf dem Wohnzimmerteppich bis hin zu den mit Kreide auf die Straßen geschriebenen Osterbotschaften; von der Osternachtliturgie, die eine Familie, quer durch die ganze Republik, mit allen Lesungen und dem gesungenen Exsultet, gemeinsam am Bildschirm gefeiert hat, bis zu den Turmbläsern auf verschiedenen Kirchtürmen, die gemeinsam „Christ ist erstanden“ in die Welt posaunten: Wenn ich etwas Positives von Ostern 2020 mitgenommen habe, dann ist es die Graswurzelbewegung der Vielfalt, die die gestreamte Monotonie der leeren Kirchen durchbricht. Diese Vielfalt sollten wir stärken, denn in ihr drückt sich für mich die Lebendigkeit des Glaubens, Hoffens und Liebens aus: Gott sei Dank!