Sabine Slawik schreibt:

In den vergangenen Septemberwochen habe ich mich oftmals eher wie im Sommer anstatt im herannahenden Herbst gefühlt. Ich habe die Wärme der Sonnenstrahlen wahrlich gesammelt und kam mir dabei ein wenig wie Frederik aus dem bekannten Kinderbuch vor. Den Sommer einfach noch ein wenig bewahren wollen, bevor die Nebeltage wieder mehr Einzug halten und die Sonne es kaum schafft, sich durch die dichte Nebelwand zu schieben.
Bei der ganzen Freude über diese schönen Tage und die reiche Ernte, die so manch eine*r in dieser Zeit auch im eigenen Garten einfahren kann, blicke ich in der Schöpfungszeit, die wir Christ*innen den ganzen September bis Erntedank begehen, mit Sorge auf diese unsere so verletzte Welt.

Vor wenigen Wochen haben wir beim Bundesseminar der Landfrauenvereinigung vieles dazu lernen können, welche Auswirkungen der Klimawandel bei uns in Deutschland hat und dafür wurde exemplarisch die Komplexität im Weinbau aufgezeigt. Als städtische Bewohnerin bin ich mit den Abläufen in der Landwirtschaft nun nicht so ganz vertraut, dass aber eine vier Wochen früher beginnende Blüten- und Erntezeit große Herausforderungen an die Landwirte stellt, ist auch mir dabei schnell klar geworden. So gilt es, neue Rebsorten für unsere klimatisch wärmeren Bedingungen anzubauen, da die bisherigen und uns allen wohl bekannten Sorten diesem wärmeren Klima nicht mehr stand halten können bzw. gewachsen sind.

Nun könnte ich ja denken, dass dies alles nicht meine Probleme sind – das müssen die Landwirt*innen lösen und die ganze Verantwortung einfach abgeben. Doch so leicht ist das nun auch wieder nicht. Tragen wir nicht alle Verantwortung für unsere Schöpfung?

Und schon bin ich beim nächsten wichtigen Thema: das Mercosur-Abkommen. So soll die größte Freihandelszone der Welt zwischen der EU und Brasilien, Paraguay, Uruguay und Argentinien entstehen. Seit beinahe 20 Jahren wird hier schon verhandelt, ohne dass wir davon etwas mitbekommen hätten. Was uns aber allen durchaus bekannt ist, das sind die Abholzungen im Regenwald und damit die immer größere Vertreibung indigener Völker – selbst aus den Schutzgebieten, die immensen Umweltverschmutzungen durch die Gewinnung von seltenen Erden und die generell immer weiter um sich greifende Verletzung von Menschenrechten mit Blick auf Meinungsfreiheit, Arbeit- und Sozialstandards… Ein Lichtblick in dieser ganzen Dramatik und Gemengelage ist für mich wieder einmal unsere Kanzlerin, die sich in den vergangenen Wochen mit Blick auf die allseits bekannte Situation in Südamerika gemeinsam mit dem französischen Präsidenten sehr kritisch und ablehnend zu Wort gemeldet hat. Dies zieht größere Kreise und so wenden sich nicht nur die Umweltverbände, sondern auch die Regierungen an die Kommission in Brüssel.

So manches Mal erscheint es, als ob ich – und wir alle – dem Ganzen hilflos gegenüberstehen. Das scheint jedoch nur auf den ersten Blick so. Ein erster Schritt um den Hilfeschrei einer verletzten Welt zu hören ist bei sich selbst anzufangen: weniger Autofahren, weniger große Reisen und mehr bio, fair, regional einkaufen – unseren Konsum immer wieder zu überdenken.
Unsere KDFB-Aktionswoche mit ihrem Ideenpaket bietet hierzu eine gute Grundlage, Informationen und Ideen, wie wir schnell ins Handeln kommen können. Allein, mit der Familie, im Verband, der Gemeinde – überall wo wir Verantwortung spüren und tragen.

Wenn viele kleine Leute an vielen kleine Orten viele kleine Schritte tun, dann verändert dies die Erde – lassen Sie uns alle viele kleine Schritte tun – die Erde dankt uns jeden davon.

Sabine Slawik ist Vizepräsidentin des KDFB-Bundesverbands und stellvertretende Vorsitzende des KDFB-Landesverbands Bayern. Sie vertritt den Frauenbund in zahlreichen frauen- und kirchenpolitischen Gremien und setzt sich unermüdlich für nachhaltigen Konsum ein. Auch bei ihrer Arbeit im Kompetenzforum  Eine Welt – Globale Verantwortung auf Landesebene und bei ANDANTE, der europäischen Allianz der kath. Frauenverbände, richtet sie den Blick auf die großen Zusammenhänge.