Seit August letzten Jahres gibt es in unserem 1.800-Einwohner-Dorf einen Markt.

Früher (aha, das Alter!) hatten wir viele kleine Läden, wo man einkaufte. Doch wir leben nahe an der Stadt, viele Leute aus dem Dorf besorgen das Benötigte auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. So blieben die kleinen Läden auf der Strecke… sehr zum Leidwesen speziell der älteren Menschen.

Seit August also der Markt. Vier Frauen haben in Eigeninitiative alles erdacht, geplant und organisiert – eine echte Leistung! Und sie sind jeden Donnerstag zuverlässig da und koordinieren alles, sind für Fragen und Anregungen offen.

Was für eine Vielfalt an Angeboten: ein Wagen mit Käse und Wurstwaren aus Tirol, ein Stand mit Konfitüren und Brotaufstrichen, wechselnd mit einem Honigstand. Dann unser örtlicher Bäcker, ein Stand mit Topfblumen und Gartenartikeln. Eine Bäuerin, die Eier ihrer frei laufenden Hühner, Kartoffeln und Gemüse vom eigenen Hof verkauft. Ein junges Metzgerehepaar, das tolle Fleisch- und Wurstwaren aus Eigenproduktion anbietet. Weitere Wagen: einer mit Wildfleisch, einer mit frischem sowie zubereitetem Fisch, dann einer mit Frischkäsevariationen und Feinkost. Ein Obststand und der Stand der Pfarrei mit Eine-Welt-Produkten. Klingt nach Paradies? Stimmt. Denn abgerundet wird das Ganze durch einen Stand unserer örtlichen Winzer, die im wöchentlichen Wechsel ihre Weine verkaufen.

Der Markt ist der neue Dorftreffpunkt. Alt und Jung freuen sich schon auf den Donnerstag-Spätnachmittag. „Ach komm, trinkste noch en Wein mit“, so tönt es aus dieser oder jener Ecke. Man schwätzt noch ein halbes Stündchen an den aufgestellten Stehtischen, teilt sich den soeben gekauften Käse und spickt die Oliven auf.

So war es jedenfalls bis Anfang März.

Die bange Frage: Was wird aus unserem Markt? Kann er geöffnet bleiben??

Noch kann er! Und damit es nicht zu unvorsichtigen Annäherungen unter den Einkaufenden kommt, hatten die Orga-Frauen wieder eine prima Idee: Mit Straßenkreide haben sie geschwungene Wege auf das Pflaster gemalt. Am Ende stand „Obst“ oder „Feinkost“ usw. damit man sich richtig einsortiert. So wurde man zu dem gewünschten Wagen geführt. Alle 2 Meter befand sich ein Querstrich, so dass der verantwortungsvolle Abstand gewahrt blieb. Spielerisch, fast mit Leichtigkeit, bewegten wir uns vorwärts. Das Warten wurde uns nicht lang. Die Schwätzchen wehten von hier nach da, man sprach über die aktuelle Situation mit ihren Einschränkungen, aber es wurde auch viel gelacht. Die Frühjahrssonne tat ihr Übriges, es hat gut getan.

So war der gestrige Einkauf ein Fest für alle Sinne. Außer… den Wein wird es erst wieder nach Corona geben. Aus Hygienegründen. Und weil es erfahrungsgemäß schwerfällt, in Weinseligkeit den nötigen Abstand zu halten. Auf den nächsten „kompletten“ Markt freuen wir uns schon heute.