Boa, was hatte ich in den letzten Tagen für einen Durchhänger – emotional und körperlich! Echt nervig, sicherlich auch für meinen Mann und unsere Tochter. Entsetzlich unausgeglichen war ich, Kleinigkeiten haben mich auf die Palme gebracht. Woher kommen solche Aggressionen, die ich doch gar nicht haben will?! Und wie werde ich sie wieder los??

Mittlerweile habe ich einen Namen für das Problem: Problem-Potenzierung. Zu einem Problem an sich – das schon blöd ist, wie es ja für Probleme typisch ist – kommt hinzu, dass die üblichen Wege verbaut sind, das Problem zu lösen. Problem-Potenzierung. Es benennen zu können, macht es direkt leichter!

Das Hauptproblem derzeit: Ich vermisse die Menschen. Mir fehlen einfach die Anderen. Das weiß ich spätestens, seit das Kontaktverbot zwei Tage alt ist. Keine Leute zu treffen, macht mich reichlich unausgeglichen, gereizt, ungenießbar vermutlich. Ich kenne die wirksamste Lösung: Freund*innen treffen, Verwandte besuchen, im Café oder an der Kasse einen kleinen Plausch anknüpfen. Aber wegen des Kontaktverbots fällt eben diese Lösung, diese Entspannung, dieser Stressabbau weg… Zirkelschluss, klassischer Teufelskreis. Oder eben Problem-Potenzierung, Problem mal Problem = Problem zum Quadrat.

Dankbar bemerke ich, dass ich immerhin in der Lage bin, das in Worte zu fassen! Die Worte helfen mir nämlich großartigerweise beim Weiterdenken:
1.) scheint mir gerade die Quadratur des Kreises gelungen zu sein, zumindest sprachlich,
2.) werde ich ab sofort allen Problemen herzhaft ihre Quadratwurzel ziehen und
3.) kann ich mir nun kreativ weitere Wege ausrechnen, physische Distanz mit sozialer Nähe zu verbinden.