Lisa Kötter war da! Die Münsteraner Künstlerin von Maria 2.0 kam am Freitagabend ins Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart, um ihre Ausstellung zu eröffnen. Unser KDFB-Diözesanverband und das Bildungswerk Stuttgart hatten sie eingeladen.

Und so fuhr ich mit drei Freundinnen hin, um Lisa Kötter zu hören und die Bilder mit den verklebten Mündern endlich „in echt“ anzuschauen. Und zu erfahren: Was macht Corona mit Maria 2.0, wenn so viele Zusammenkünfte und Veranstaltungen ausfallen? Darauf war ich sehr gespannt.

Mit Masken vermummt betraten wir das kirchliche Haus. Schauten uns um, wer sonst noch da ist und freuten uns über die Vielfalt der Frauen, die gekommen waren. Oben auf der Galerie waren die Bilder wirkungsvoll arrangiert, die meisten auf schwarze Tücher geheftet. Eindringlich schauten diese Gesichter uns mit wachen Augen an, meisterhaft skizziert, und doch entstellt durch das Pflaster, das den Mund verschließt. Besser kann man nicht ausdrücken, dass Frauen immer noch der Mund verboten wird.

In ihrem Vortrag erzählte Lisa Kötter, wie sich anfangs die Pflaster wie von selbst malten. Und wie es mit der Zeit qualvoll wurde und irgendwann dann auch nicht mehr stimmte. Maria 2.0 hat Frauen ihre Stimme zurückgegeben. Die letzten Bilder sind daher ohne Pflaster gemalt, und sie sind auf weißen Grund geheftet. Auch das ein starkes Zeichen.

Von den Corona-Einschränkungen schien mir Lisa Kötter nicht an ihrem Wirken gehindert. Eindrücklich war die Vision, die die Künstlerin zeichnete. Eine Kirche, in der Frauen nicht mehr bitten und betteln, nicht mehr darauf schielen, was Kirchenmänner zu verändern bereit sind oder nicht, sondern eine Kirche, in der Frauen eigenständig handeln und sich ihre Würde und Vollmacht nicht mehr absprechen lassen.

Mir gingen die Worte unter die Haut. Sie spiegeln mein eigenes inneres Ringen wider. Unser Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche ist wichtig. Aber er sollte uns nicht hindern, uns dort, wo nichts vorangeht, unabhängig zu machen und dies auch klar zu zeigen. Sonst stützen wir die Machtverteilung immer neu.

Für mich war Geistkraft spürbar an diesem Abend. Sie geht aus von prophetischen Frauen in Münster, die uns einladen einen neuen Weg mitzugehen. Vielleicht beschleunigen die Erfahrungen der Corona-Zeit unsere innere Freiheit dazu.