Urlaub heißt, dass man viel Zeit hat. So fing unser Pfingstsonntag heute erstmal mit Ausschlafen an.
Wir trödelten uns in den Tag. Und wollten doch irgendwie spüren, dass Pfingsten ist. Als Kirchen-Mama bin ich zur Zeit zuständig, Gottesdienstvorlagen für unsere ganz eigenen kleinen Feiern auszusuchen und anzupassen an unsere Bedürfnisse. Da Pfingsten nicht Weihnachten ist, brauchte es ein paar Ideen, um Stimmung aufkommen zu lassen. Ich kramte in alten Erinnerungen und dachte an den Katholikentag in Hamburg 2000, den ich mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen meiner damaligen Gemeinde besuchte. Damals waren wir voller Euphorie und dachten, die Welt gehört uns. Und wir sangen überall das wunderbare Lied von Gregor Linßen „Gottes Geist bricht über uns ein…“. Mein Mann kennt es auch, denn wir haben schon so manche Firmung damit gestaltet.
Dieses Lied war also schon mal eine gute Grundlage für pfingstliche Freude. Und mir fiel die simple Frage ein: Was begeistert uns eigentlich? Damit war der improvisierte Hausgottesdienst eröffnet. Alle schmunzelten und überlegten. Ich nannte unter anderem das Singen von neuen geistlichen Liedern, das mich oft so lebendig sein lässt. Die anderen Familienmitglieder hatten ihre eigenen pfiffigen Antworten, die ich an dieser Stelle als Geheimnis wahre.
Wir sangen gemeinsam und lasen das Evangelium nach Johannes. Der ängstliche Lockdown der Jüngerinnen und Jünger wird von Jesus Christus durchbrochen. Die Pfingstsequenz gab es als lateinisches Lied zum Anhören und als Gebet auf Deutsch. Am Ende stimmten wir den Linßen-Song an. Ich schmetterte Melodie und Text, die ich in- und auswendig kenne. Für unseren Sohn wurde das Sofa zum Schlagzeug.
Anschließend gingen wir ohne Pause zu einer kleinen Disco über. Zum Glück sind heute Smartphones auch Liederboxen. Lied auf Lied folgte, wir spielten alte und neue Songs ab. Ich tanzte dazu und schnipste im Takt. Unser Sohn sang lautstark mit, was das Zeug hielt. Ausnahmsweise machte er keine Bemerkung, dass er mich peinlich findet. Es war Pfingsten, unser Pfingsten.
Was mir in diesen Coronazeiten und besonders an den großen Festtagen fehlt, ist das Singen in der Gemeinde. Selbst wenn ich mich zum Gottesdienst anmelde und am Pfingstmontag hingehe, darf ich nicht singen.(Ganz leise habe ich unter meiner Mund-Nasenbedeckung doch mitgesummt, bitte niemandem verraten!) Seit Januar hat einer meiner Enkel Orgelunterricht. Wenn er zum Üben in unsere Kirche geht, darf ich mit. Das ist für mich ein unvorstellbar gutes Gefühl. Ich sitze alleine, leider, in der großen Kirche. Er spielt für mich meine Wunschpfingstlieder und ich singe, ganz alleine, ganz laut.