Katharina Barth-Duran schreibt:

Es gibt sie
die deutlichen Zeichen der Zeit
aber verstehen wir sie zu deuten?

Überall in unserem Land
sinken die Infektionszahlen
das Virus scheint auf dem Rückzug
nur in einem Fleischereibetrieb
und einer Schlachterei
der gegenläufige Trend

Unerwartet?
Wir hörten von einem Viehmarkt
im chinesischen Wuhan

Wir überhören Tag für Tag
die schrillen Alarmglocken
Pandemie Nachrichten
in stets gleichen Mustern
zeigen uns
eine Missachtung der Schöpfung

Geschlachtete Tiere am Fließband
blutiges Fleisch in Plastiktüten
müssten uns im Hals steckenbleiben
beim Abendessen
und das Mitleid
uns wie Tränen in die Augen steigen

Beim Anblick
von Frauen und Männern aus Osteuropa
die dieses Geschäft verrichten
mit geringem Lohn
in unwürdigen Wohnverhältnissen
dicht an dicht zusammengepfercht

Jetzt leben sie in Quarantäne
verärgert die Leute in der Region
dass sie für andere büßen müssen
weil die Lockerungen
noch eine Weile
auf sich warten lassen

Es gibt ja immer
einen Sündenbock
den wir in die Wüste schicken
beladen
mit unserer Schuld
die Ärmsten!

Wann begreifen wir
den Zusammenhang
von Mensch und Mensch
von Mensch und Tier
von Mensch und Gott
in unserer Einen Welt?

O du Lamm Gottes
am Stamm des Kreuzes
geschlachtet
erbarm dich unser
gib deinen Frieden
o Jesus!

Katharina Barth-Duran ist Pastoralreferentin in Eppingen, Supervisorin und Geistliche Beirätin im KDFB-Zweigverein Schwaigern in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sie schreibt regelmäßig spirituelle Texte und Meditationen, unter anderem zum Misereor-Hungertuch 2019-2020. 2008 erhielt sie den Ökumenischen Frauen-Predigtpreis.