Es ist Montagmorgen. Ich überlege, mit was ich meinen Arbeitstag beginne. Und entscheide mich für Lektüre. Da ich letzte Woche privat sehr eingespannt war, habe ich die kirchlichen Entwicklungen nicht sehr aufmerksam verfolgt. Also stöbere ich nun auf www.katholisch.de, was so alles in der Kirchenwelt los war.
Als Erstes lese ich mit Freude, dass Bischöfin Käßmann die katholische Bischofskonferenz für ihre Blockadehaltung gegenüber Frauen kritisiert und auf das Grundgesetz verweist. Mir wird warm ums Herz. Wie gut tut schwesterliche Frauensolidarität, tut Rückendeckung derer, die schon einen kleinen Schritt weiter sind!
Der nächste Artikel, der mir ins Auge fällt, handelt von Kardinal Woelki. Er hat sich mal wieder über den Synodalen Weg und seine angeblich dramatischen Folgen geäußert. Dieser könne den wahren Glauben und das Wort Gottes verraten, so Woelki. Ich gebe zu: Mehr als ein Seufzen entlockt mir das nicht mehr.
Dann ist von den Frauenprotesten am Rande der bischöflichen Herbstvollversammlung die Rede. Viele Bischöfe sind voller Ignoranz (oder ist es Angst?) an den Frauen vorbeigehastet. Bischof Bode dagegen hat sich zu ihnen gesellt und die Forderungen der Frauen angehört. Im Gespräch hat er um Geduld gebeten. Es gebe Fortschritte in der Frauenfrage, aber Corona bremse einen schnelleren Fortgang aus.
Ich weiß, dass Bischof Bode guten Willens ist. An ihm hängt die Blockadehaltung der Bischöfe nicht. Dennoch schüttle ich den Kopf, wenn ich diese Äußerungen höre. Uns Frauen um Geduld bitten? Da muss ich echt lachen. 50 Jahre ist nichts Nennenswertes an Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung passiert. An Corona jedenfalls lag das nicht.
Schließlich schaue ich auf einen Artikel, der sich etwas umständlich liest. „meinGottdiskriminiertnicht.de“ heißt eine neue Initiative. Drei junge Theologinnen aus Freiburg erheben ihre Stimme gegen die Diskriminierung von Frauen, Homosexuellen und queeren Menschen in der katholischen Kirche. Ich schaue auf ihre Homepage. Frisch und unverstaubt kommen mir viele Inhalte entgegen, die ich aus dem KDFB kenne. Wer behauptet, nur alte Frauen interessieren sich für die Frauenfrage der Kirche, wird hier eines Besseren belehrt. Diese jungen Theologinnen haben fundiert und gut lesbar Argumente und Eindrücke zusammengetragen, und sie fordern zum Mitmachen auf. Ihre digitale Plattform soll Protest sichtbar machen und bündeln. Dass sie damit viele, vor allem junge Menschen erreichen werden, steht für mich außer Frage.
MeinGottdiskriminiertnicht. Mich trifft dieser Titel ins Herz. Wie wahr ist er auch für mich! Es geht nicht um eine äußere Strukturanpassung, die wir einfordern als Frauen in der Kirche. Es geht darum, an welchen Gott wir glauben. Da hat Kardinal Woelki sogar recht. Doch die jungen Frauen schreiben unserer Kirche ein Glaubensbekenntnis ins Stammbuch, das mancher Kirchenmann nicht teilen mag.
Ich teile es dagegen gerne. Ja, fürwahr: „Mein Gott diskriminiert nicht.“
Zur Website von MeinGottdiskriminiertnicht
Liebe Frau Schmidt! Es hat uns sehr gefreut, Ihren Blogeintrag zu lesen. Wir fühlen uns sehr in unserem Anliegen erkannt. Im Kern geht es uns um darum, dass die kirchlichen Strukturdebatten zur Frage führen, von welchem Gott* sie erzählen sollen. Wenn es ein Gott* ist, der sich für Marginalisierte einsetzt, dann dürfen die Strukturen nicht diskriminieren. Wenn Sie unser Anliegen teilen, worüber wir uns sehr freuen, schauen Sie gerne einmal auf unserer Unterstützer*innenseite vorbei. Vielleicht wollen Sie Teil davon werden? Unterstützer*innen können uns dort ihre Vision von Kirche mitteilen. Wir wollen schließlich eine Kirche, in der Visionen wieder möglich sind:) Viele liebe Grüße! Claudia Danzer von http://www.meinGottdiskriminiertnicht.de
Liebe Frau Danzer, gerne werde ich Ihre Unterstützerin! Es ist wichtig, dass wir nicht nur anonym, sondern mit Namen und Gesicht für eine diskriminierungsfreie Kirche eintreten. Vielleicht lassen sich andere Frauen anstecken. Danke für Ihr Engagement! Herzliche Grüße, Claudia Schmidt
Hallo! Ich kam auf diese Seite über eine Unterhaltung zwischen Christiane Florin und Claudia Danzer im Deutschlandfunk heute morgen, war angetan von der Eloquenz der Frau, die hier einen Ballonstrauß mit wichtigen Hoffnungen zum Himmel schickt. Dieser Himmel überspannt allerdings auch das Leben der Taliban und all der Mädchen und Frauen in Afghanistan, denen die Weltgemeinschaft beweisen will, wie egoistisch sie sich entwickelt hat unter den Segnungen atemberaubender Fortschritte in allen Wissensbereichen mit erdrückend vielen Möglichkeiten, sich gegenseitig zu diskriminieren, zu unterdrücken und auszubeuten.
Nur ein blieb nahezu unberührt: Konfliktforschung. Noch immer lebt die Menschheit in ihrer Selbstbeschäftigungsblase, die ohne Unterlass so viel Lust und Leid produziert, dass unter dem Strich immer mehr für wenige bleibt und immer weniger für viele. Weltweit spreizen die Vermögensscheren seit Urzeiten ihre Schenkel immerwieder so schamlos, dass Vernunftwesen sich längst hätten in Grund und Boden schämen müssen.
Unterstützt wird dieser Lauf der Dinge von vielen, die davon überzeugt sind, dass sich nie was ändern wird, folglich sie konsequenterweise nichts dagegen tun werden, dass wir auf Sodom und Gomorrha zusteuern, nachdem die Stetige Veränderung von allem ja das Zuverlässigste ist, was die Welt kennt …
Dass auch Sukkurskräfte wie der Deutschlandfunk diesen Teufelshype unterstützen, entsetzt mich täglich, wenn mir bewusst wird, wieviele Menschen glauben, dass es dort Zeitgenossen geben müsste, die sich für das effizienteste, einfachste und massentauglichste Wissen interessieren, mit dem auch die Ohnmächtigsten das Verhalten ihrer mächtigeren Partner bei unzähligen Gemeinsamkeiten ihres Alltags so beeinflussen können, dass GEMEINSAMES ZUFRIEDENWERDEN entsteht mit genug ma§voll erstrebten Glück – zum Anlaufnehmen und Überwinden von Durststrecken.
Dieses Wissen existiert, wurde bislang von allen Experten fasziniert bestätigt, die es innerhalb weniger Minuten verstanden, und kann durchweg auf beachtliche Erfolge verweisen, die über einige Jahre entstanden, aber immer nur Betroffene entlasteten. Ich hatte sogar angeboten, vom Deutschlandfunk ausgewählte Experten aufzuklären und die Kosten zu übernehmen, sollte ich den Mund zu vollgenommen haben. Also dürften Bemühungen um das Minimieren von Zwietracht in Menschengemeinschaften nur der Beruhigung Diskriminierter dienen, solange man nicht ansatzweise erklären kann, wie Machtmissbrauch als Ursache für all das, was Menschen missgünstig, neidisch, habgierig macht, sie unzufrieden werden lässt, aggressiviert, und ihre Resignation, ihren Frust in Staatsbankrotte verwandelt und bis in völkerübergreifende Konflikte treibt.
Weil dieses Wissen, mit dem die Evolution zur erfolgreichsten Veranstaltung aller Zeiten wurde, auch zur friedlichsten (Tiere töten nicht aus Habgier), auch die Kernursache des ewigen Geschlechterkampfes erklärt, mit der man viel für eine wirkliche Gleichberechtigung erreichen kann, wurde ich hier sehr ausführlich und hoffe, dass die Neugier der Beweger hier stärker ist als ihre (machtvolle) Ignoranz.