Zeit ist etwas Unerbittliches – mal vergeht sie viel zu langsam, wie am Beginn der Coronazeit, und dann wieder viel zu schnell, wie heute – die Zeit der Maiandachten ist (fast) vorbei! Mögen manche über meinen Kinderglauben schmunzeln, ich liebe diese Andachten im Freien, die Bildstöcke an den Wegrändern und das Sich-fallen-lassen in diese mütterliche Liebe.

What ever I need… an Symbolen, Bildern und Darstellungen ist die Marienverehrung reich. Wunderschön ist für mich Maria, die Knotenlöserin, eine ruhig vertiefte Maria, die Knoten um Knoten löst: ein Engel reicht ihr die verworrene (Lebens-)Schnur, der Engel zur anderen Seite sorgt mit dem Aufwickeln dafür, dass nun hergestellte Ordnung auch bleibt. Mein chaotisches Leben bekommt wieder Struktur und Verlässlichkeit. Und ich denke dran, dass mit dem heutigen Mittag regulär zwei Wochen Ferien anstehen – und dann der Unterricht halbwegs wieder geordnet stattfinden kann. Das schenkt Perspektive, Verlässlichkeit, Ordnung. Ja, es könnte sogar ein wenig Routine einkehren.

What ever I need, ja, das möchte ich selber definieren, in meinem Herzen erspüren und mit meinem Verstand abklären, dann vor Maria tragen. Sie befreit, löst, glättet, sie kann es – wie auch immer. Und wenn meine Schüler dann protestierend erwidern, das sei reines Placebo, auch recht! Für mich muss es passen. Mir muss es guttun und zum Leben helfen. Sind andere ähnlich gestrickt, mögen wir zusammen gehen und uns gegenseitig stützen. Wenn nicht, gibt es so viele Wege zu Gott wie es Menschen gibt.

Viele Situationen in meiner kleinen Lebensspanne sind als Knoten schön umschrieben, sie vertragen aber auch andere Bilder. Ich habe letzte Woche mit anderen bei der alten Schutzmantelmadonna gebetet, bei der sich der Maler neben dem Kaiser und dem Papst kniend verewigte. Männlein und Weibchen schön getrennt – manchmal passt auch das. Ich wachse, weil ich mich seit Kindesbeinen mit Mama und Oma gut entwickeln konnte. Am Pfingstsonntag dann ist die wunderschöne Maria mit Kind meiner Pfarrkirche in Wurmannsquick dran, eine Staue mit dem berühmten mittelalterlichen Hüftknick, der mich daran erinnert, wie schwer kleine Kinder sein können, wenn sie noch getragen werden müssen. Eine Mutter weiß auch um die Rückenschmerzen, nicht nur um die Eleganz dieser Pose.

So hat jedes Bild hat seinen eigenen Reiz, der Erinnerungen wachruft und an Lebenserfahrungen anknüpft. Vielleicht ist es das, was solche persönliche Frömmigkeitsformen zur Tradition werden lässt? Zuletzt aber, mein Bittgebet bei Maria lassend, genieße ich es, mit einigen Mitbetenden für einen kleinen Plausch Zeit zu haben. Dann finden Glaube und Alltag zusammen. Das brauche ich auch!