Die Coronakrise zieht sich. Am Wochenende waren Tausende von Menschen auf den Straßen und haben für eine Lockerung der Beschränkungen demonstriert. Die Politikerinnen und Politiker merken, dass Ermüdungserscheinungen auftreten. Und doch wiederholen sie wie ein Mantra, dass wir erst am Anfang der Pandemie stehen, die wie ein Marathon ist.

Wenn Lähmendes sich hinzieht, ist es gut, für Abwechslung zu sorgen und sich neue Ziele zu setzen. Ich habe in den letzten Wochen neu über mein Sportprogramm nachgedacht. Dazu muss ich gestehen: Grundsätzlich zähle ich eher zum unsportlichen Typ. Während die anderen Mitglieder meiner Familie euphorisch ihren Sportarten nachgehen, fehlt mir leider einfach nichts, wenn ich keinen Sport treibe. Aber weil Bewegung natürlich gesund ist, habe ich mich vor Corona zu einem Volkshochschulkurs Pilates angemeldet. Das schien mir machbar: eine Stunde pro Woche schwitzen und alle Muskeln einmal durchbewegen (selbst solche, von deren Existenz ich bisher gar nichts wusste)…

Doch Corona hat den Pilates-Kurs jäh beendet. Was nun? Gerade jetzt, wo ich so viel zuhause sitze, wäre ein bisschen Sport zum Stressabbau gar nicht schlecht, so dachte ich mir. Und ein zu voller Terminkalender kann im Moment auch nicht als Ausrede dienen, dass ich es nicht schaffen kann.

Daher habe ich das Angebot der Krankenkasse zu einem Online-Fitnessprogramm unter die Lupe genommen. Bereits die pure Auswahl der Kurse hat mich erstaunt: es gibt Cardiotraining oder Yoga, Pilates oder Tanz, Bauch-Beine-Po-Gymnastik oder Rückentraining. Abends kann man bei Workouts entspannen oder sich austoben.

Also los. Probeweise habe ich mir ein Trainingsprogramm zusammengestellt. Alles ist individuell einstellbar. Man kann 15 Minuten üben oder 1 Stunde, einmal oder siebenmal pro Woche, auf dem Level „Beginner“ (das ist meiner) oder zum maximalen Muskelaufbau. Alles scheint möglich. Nette Trainerinnen und Trainer leiten in einer Videoaufnahme geduldig alle Übungen an. Sie lächeln permanent, fragen, ob ich schon schwitze, und vor allem: sie loben ausführlich, dass ich mitmache. „Geschafft“ kann ich nach jedem Training in meiner persönlichen Tabelle abhaken.

Ich gebe zu, ich habe mich erstaunlich schnell an diese Form des Sportelns gewöhnt. Nehme mir mehrmals pro Woche diese kleine Auszeit und merke, dass sie mir guttut. Das verblüfft mich! Die Coronazeit verschafft mir ganz neue Erfahrungen mit mir selbst.

Nebenbei überlege ich gutgelaunt, wie schön es wäre, wenn wir alle persönliche Coronazeit-Trainer hätten, die uns jeden Tag ermuntern, trotz der ungewohnten Zumutungen bei der Stange zu bleiben. Die uns loben für jeden Augenblick, den wir meistern, und die nicht müde werden uns zu sagen: Gut gemacht!