Die Aprilausgabe der Engagiert ist da, Ostern im Blick, das Sterben Jesu und die Frauen am Grab. Wer hätte sich bei Entstehung der Zeitschrift träumen lassen, wie konkret dies alles plötzlich wird?  Die Einsamkeit angesichts des Endes, das fast „verstohlene“ Begräbnis, das Schweigen darüber, was geschehen ist. Heute wie damals verbirgt sich hinter nackten Zahlen ungesagtes Leid.

Ach …

Und ich bemerke etwas ganz Eigenartiges: Ich ertrage diese Einsamkeit im Glauben nicht. Es war mir eine Wunde seit Anbeginn der Pandemie in Bayern: das Verbot öffentlicher Gottesdienste. Warum nur? Ich verstehe, dass Einkaufen und Sport wichtig sind, dass viele unserer treuesten Gottesdienstbesucher zur Risikogruppe zählen, dass Kirche und Staat hier gemeinsam Wege der Sicherheit gehen.  Welches Signal gäbe etwa eine Beschränkung der Teilnehmerzahl – zeichenhafte Eucharistiefeier „für alle“, ja! Wenn schon sonst alles gesellschaftliche Leben fehlt – im Glauben bleiben wir zusammen! Mir fehlt das öffentliche Gebet gerade in dieser Zeit am allermeisten.

In meiner noch unreflektierten Not mache ich seit Wochen etwas komplett Verrücktes: Ich gehe täglich um 18.00 Uhr zur kleinen Kapelle an der Durchgangsstraße um die Ecke. Dort bete ich, für meinen Ort, meine Familie, meine Anliegen – und die der ganzen Welt. Ein Vater unser, zwei oder drei Ave mit gerade passenden Gesätzen, singe halblaut „Segne du Maria“ und gehe nach dem Kreuzzeichen wieder nach Hause. Mein Mann staunt, die Nachbarn in unserer ländlichen Siedlung bemerken den regelmäßigen Weg und grüßen freundlich, wenn sie mich gehen sehen. Autos verlangsamen offensichtlich die Fahrt – tut am Ende diese kleine Demonstration nicht nur mir gut? Natürlich kann ich auch zu Hause beten. Aber es gab wohl schon hundert Jahren Gründe, warum dem Weißenbauern daheim das Beten nicht genügt hat und seine Ahnen genau diese Kapelle an den Weg bauten. Nun habe ich in dieser verordneten Leerzeit meinen Grund dafür gefunden.

Wer weiß, wenn das Kontaktverbot gelockert wird, vielleicht finden sich eine oder mehrere Mitbetende? Vielleicht ist dort sogar im Mai wieder eine Maiandacht möglich? Dann hat diese Weißenkapelle mit all unseren unzähligen Marterln, Kapellen und Wegkreuzen ihre Bestimmung aus unbekanntem Anfang über die aktuelle Krise wieder zurück zur einfachen Volksfrömmigkeit gefunden. Gemeinsam geschafft, auch mit dem Lächeln der KDFB-Frauen für all die, die den Laden am Laufen halten….

Ohne Gemeinschaft lässt sich das Leben kaum meistern…

Pandemie ist für mich eine ganz neue Erfahrung, plötzlich Ruhe - nach über 14 Jahren Führung im Bundes- und Landesvorstand. Wo ich im gemeinsamen Wir des KDFB sonst vielfach gefordert war, bleibt jetzt die persönliche Begegnung aus. Vielleicht eine Gelegenheit, unsere Themen, unsere Lebensweise, unsere Gemeinschaft neu zu reflektieren und mit einem Blog gemeinsam an Kommentaren zu wachsen. Allein mit meinem Mann daheim, die Söhne im einigermaßen entfernten München, die Omas als Hochrisikogruppe nur vorsichtig umsorgt – all das ist auch privat nicht ohne. Ob wohl mit Hilfe des Blogs aus der Krise eine neue Chance erwächst? Auch für mich als Theologin eine große Frage!

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