Vorgestern hatte unser Sohn seinen 12. Geburtstag. Schon morgens dachte ich daran, wie es mir vor 12 Jahren erging, damals im Krankenhaus, als ich in den Wehen lag. Wie habe ich da ersehnt, dass dieser kleine Kerl endlich auf die Welt kommt! Es war eine Grenzerfahrung, und zugleich war das Glück kaum zu fassen, als ich ihn dann zum ersten Mal in meinem Arm hielt. Ich finde, eigentlich ist der Geburtstag der Kinder vor allem ein Festtag der Mütter…

In diesem Jahr überlegten wir länger, wie wir den Tag besonders begehen können. Wenn niemand zu Besuch kommen kann, ist das ganze Unterfangen etwas trist, so dachten wir. Dann hatten wir die Idee, die verschiedenen Verwandten -Omas und Opas, Tanten, Onkel und Neffen- zu einem virtuellen Kaffeetrinken reihum einzuladen. Alle mussten sich dort, wo sie waren, den Kaffee selbst machen und für den Kuchen sorgen. Von uns bekamen sie eine Zeit durchgegeben, wann wir sie per Videoanruf an unseren Kaffeetisch holen würden, um wenigstens so eine Weile beieinander zu sein und zu plaudern. Unser Sohn teilte die Zeiten im 20-Minuten-Rhythmus ein. So kamen wir auf eine Länge von 1 Stunde 20 Minuten. Sehr angemessen für eine Kaffeetafel!

Ich muss gestehen, ich war sogar ein bisschen aufgeregt. Freute mich schon den ganzen Tag auf diese virtuellen Besuche. Ich deckte den Kaffeetisch, sah mehrmals auf die Uhr, räumte noch ein bisschen auf, wie man das eben so macht als gastgebende Mama…

Und dann ging es los: ein Video-Besuch nach dem anderen, mit Kaffee und Fanta und Zimtschnecken. Es klappte tadellos. Die Geschenke wurden bestaunt, Neuigkeiten ausgetauscht, wie man das eben so macht an einem Geburtstag mit der Verwandtschaft. Alle haben sich gefreut, haben sich die Zeit gerne reserviert und lebhaft Anteil genommen.

Es ist ein Behelf. Und die Geburtstagsfeier mit Freunden wird noch auf sich warten lassen. Aber es war eine witzige Idee, die uns gezeigt hat, dass Kreativität in diesen Tagen belohnt wird.