Es ist wunderbares Wetter draußen – und es hat sich etwas verändert. Ich habe mich auf die Terrasse gesetzt und höre kaum etwas, nur die Vögel. Wir wohnen recht nahe an der Autobahn, der Flughafen Stuttgart ist gerade mal 15 km Luftlinie weg; wir haben immer ein deutliches „Grundrauschen“ um uns herum. Heute höre ich fast nichts. Das fällt mir jetzt zum ersten Mal auf.

Von meinem Sohn lasse ich mich zu einer kleinen Offroad-Fahrradtour überreden. Ich soll mit ihm über Feldwege und dann über eine Wurzel-Strecke im Wald fahren, die er vor kurzem entdeckt hat. Es ist ihm zwar etwas peinlich mit mir, weil mein Mountainbike Lichter und einen Gepäckträger hat, aber die Vorfreude, mich durch den Wald zu jagen, scheint größer. Ich muss einige Male absteigen, bleibe an Baumstämmen hängen, stecke im Matsch und schimpfe auch. Aber irgendwie ist es trotzdem spaßig und eine ganz neue Erfahrung, mir von ihm den Weg zeigen zu lassen. Sein Highlight ist die Überquerung eines kleinen Bachs mit mir. Die Ränder sind so steil und rutschig, dass ich nicht hinaufkomme – er ist längst drüben und zieht grinsend mein Fahrrad den kleinen Buckel hinauf, damit es für mich leichter geht.

Meine Belohnung wartet oben auf der Anhöhe: Der Blick in Richtung Schwäbische Alb in der Abendsonne.

Meine Tochter war auch mit dem Rad unterwegs und kommt erst nach fast drei Stunden wieder. Sie war auf dem Rotenberg, nahe Stuttgart, dort ist die Grabkapelle der württembergischen Könige. Nein, es war nicht das Interesse an der heimischen Geschichte. Sie hatte in Google eingegeben, „Berg mit Aussicht Stuttgart“. Dann kam das dabei raus. Fast 40 Kilometer über Feldwege, durch Wald, am Neckar entlang, durch die Weinberge. Google Maps hat sie dorthin geführt. Auf so eine Idee kommt man in normalen Zeiten, glaube ich, nicht.