Heute ist es genau zwei Monate her, dass ich meinen letzten „richtigen“ Unterricht gehalten habe – was für eine Umstellung seitdem! Auch wenn viele anpreisen, wie super-einfach Videokonferenzen einzurichten sind, wie gut online-learning, home-schooling und was weiß ich, was noch alles, funktioniert. Ich bleibe ein Freund analoger Begegnung. Ich stelle mir schon die Frage, was tatsächlich digital gelernt und gelehrt werden kann? Sicher, Ergebnisabfragen, Lösungsangebote, Berechnungen und Formelwissen, das geht ganz gut online und am Bildschirm. Das ist auch wichtiges know-how in unserer Zeit, doch es ist weiß Gott nicht alles, was Schule bieten soll. In der bayerischen Verfassung steht recht klar, dass Schule neben der Vermittlung dieses Wissens auch Persönlichkeit bilden und zur Verantwortung vor Gott und den Menschen erziehen soll. Den Parlamentariern war nach dem Desaster der NS-Diktatur ein breiter Bildungsbegriff wichtig! Wissen ist das Eine, Bildung etwas Eigenes. Und genau diese Bildung vermisse ich an der Schule immer öfter, Corona-geschuldet grad massiv. Das Diskutieren miteinander, das Ringen um einen Konsens, um erträgliche Lösungen, das Akzeptieren von Kompromissen und die Offenheit, den kleinsten gemeinsamen Nenner als genau das zu nehmen, was er ist: der letzte Teiler ist vorbei. Alle Streitpunkte sind benannt, wir sind am letzten Grund unserer Gemeinsamkeit angekommen. Damit können Schüler sich – egal welchen Alters – in einer Welt voller Individuen einnorden. Sie entdeckten die eigenen Überzeugungen als diskutabel und gehen der Meinung anderer auf den Grund. Es gibt weit mehr als nur richtig oder falsch.

Darin und deshalb würde ich meine Schülerinnen und Schüler gerne wieder anleiten und begleiten. Im gegenseitigen Zuhören und Überlegen, darin, sich selber bewusst wahrzunehmen. Das ist keine Kür, das ist Pflicht für Eltern, Lehrende und Erziehende. Und dafür gibt es keine Dimension in der digitalen Welt. Wort und Schrift sind eindimensional, Chaträume und Konferenzzeiten ohne Raum für entscheidungsnotwendiges Zaudern, unfertiges Suchen und tastende Fragen. All das aber macht Leben, Gemeinschaft aus. Zur gelingenden Kommunikation gehört Geste, Mimik, unmittelbare Reaktion und deren je persönliche Ausformungen im Nonverbalen, das „so-nicht-Sagbare“.

Aus all diesen Gründen kann ich niemandem genug beschreiben, wie sehr ich mich wieder auf analoge Begegnungen freue. Es wird ein Fest werden, mit Schülern, KDFB-Frauen und Kollegen. Ich werde sehr bewusst wahrnehmen, wie sehr Martin Buber’s „Ich werden am Du“ wirkt. Demnächst, hoffentlich bald wieder!