Es war einmal… so fangen viele Märchen an. Aber auch wahre Geschichten beginnen so:

Es war einmal, zu Beginn des Christentums, dass Frauen und Männer in den jungen Christengemeinden lebten und wirkten und die Frohe Botschaft in Wort und Tat verkündigten. Christliche Tat bedeutete: füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu helfen, Almosen zu geben, für eine gerechte Verteilung der Güter zu sorgen, einander zu dienen. Damals wie heute ist das Christentum geprägt von diesen diakonischen Aufgaben. Damals wie heute ist es sinnvoll und gut, dass sie von Frauen und Männern ausgeführt werden.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ist es möglich, dass Männer, die sich haupt- oder nebenberuflich dauerhaft dieser Aufgabe widmen möchten, zum ständigen Diakon geweiht werden. Sie absolvieren dafür ein theologisches (Grund-)Studium und eine dreijährige nebenberufliche Ausbildung. Neben der Vermittlung von Kompetenzen und Fähigkeiten ist der Aspekt, gemeinsam in dieser Gruppe einen geistlichen Weg zu gehen und sich spirituell weiterzuentwickeln, sehr bedeutsam.

Heute ist der Tag der Diakonin! Am 29. April, dem Fest der Heiligen Katharina von Siena, erinnern u.a. die Frauenverbände in der römisch-katholischen Kirche daran, dass es an der Zeit ist, die Talente, Charismen und Berufungen, die auch uns Frauen von Gott geschenkt sind und die wir gerne ausbauen und leben möchten, gleichermaßen zu würdigen und zu fördern.

Es war einmal – und wird vielleicht wieder? Gleichberechtigter Dienst in der Nachfolge Jesu Christi? Hoffentlich.

Denn es gibt etliche Frauen, die diese Berufung verspüren. Deshalb wurde im Jahr 1996 in Münster das bundesweite Netzwerk „Diakonat der Frau“ gegründet, ein Jahr später in Stuttgart der Verein „Netzwerk Diakonat der Frau“. Seither engagiert sich der Verein auf verschiedenen Ebenen für eine diakonische Kirche, in der Männer und Frauen gemeinsam diesen Dienst Jesu Christi leben sowie Verantwortung und Leitung für diakonische Dienste vor Ort wahrnehmen. Und auch für die Einführung des sakramentalen Ständigen Diakonats für Frauen in der römisch-katholischen Kirche.

Zu Beginn dieses Jahrtausends hat das Netzwerk erstmals zwei Kurse für Frauen durchgeführt, die sich berufen fühlen und diesen Weg gehen wollen. Zwei Dutzend Frauen wurden ausgebildet. Wieso – wenn doch die Diakoninnenweihe noch immer nicht in greifbarer Nähe ist? Meine ehemalige Geistliche Begleiterin beantwortete mir die Frage damals so: „Man kann nur die Kinder taufen, die geboren sind.“ Die Kursteilnehmerinnen sind in vielfältigen diakonischen Feldern tätig – allerdings bekanntermaßen noch immer ohne die Weihe, die für die Männer seit nunmehr gut 50 Jahren selbstverständlich ist. Das ist für einige ein schmerzvoller Spagat!

Dennoch möchten sich in diesem Jahr wieder rund ein Dutzend Frauen auf diesen Weg machen – um dazu zu lernen, ihre Kompetenzen zu erweitern, Hintergrundwissen zu sammeln, ihren Glauben zu vertiefen und all dies in reflektiertes diakonisches Handeln umzusetzen. Das ist die – schwierige und aufwändige – Geburt. Respekt für diese Courage! Und vielleicht, eines Tages, findet hoffentlich auch die erwünschte „Taufe“ statt.

Heute wäre ich eigentlich in München. Bei der zentralen Veranstaltung zum diesjährigen Tag der Diakonin hätte ich auf dem Podium gestanden und voller Freude über diese Weiterbildung „Diakonische Leitungsdienste“ des Netzwerks Diakonat der Frau gesprochen, die im Herbst beginnen soll. Denn ich bin eine von vier Frauen, die als Leitungsteam diesen Kurs organisieren, durchführen und begleiten werden. Auf die gemeinsame Zeit mit diesen talentierten, engagierten und mutigen Frauen freue ich mich.

Und ich hoffe, bei der nächsten zentralen Veranstaltung am 29.04.2021 schon erste Erfahrungsberichte aus dem Kurs geben zu können.

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