Soll ich schreien? Hysterisch lachen? Heulen? Eine Tasse an die Wand werfen?
Die römische Glaubenskongregation hat sich dazu verstiegen, der Segnung homosexueller Paare eine Absage zu erteilen. Die Kirche habe keine Vollmacht dazu. Es ist ein Schlag ins Gesicht aller homosexuellen Menschen, die immer noch auf eine kirchliche Anerkennung warten. Die Nachricht platzt einmal neu in den Synodalen Weg in Deutschland hinein, dessen Themen nacheinander von Rom abgeräumt werden.
Wozu hat die Kirche Vollmacht, frage ich mich zynisch? Zur Segnung von Autos und Kirchenabsperrgittern? Zur Diskriminierung von weiblichen, intersexuellen und homosexuellen Menschen? Wie kommt die Kirchenleitung in Rom überhaupt dazu, über die Würde des Menschseins, den Wert von Liebe und den Segen Gottes zu entscheiden?
Und mehr und mehr frage ich mich, welche Reaktion auf diese Botschaft aus Rom angemessen ist. In den bischöflichen Kommentaren lese ich heute Morgen neben den von den Konservativen gelieferten Lobeshymnen leider nur diplomatische Floskeln. Und ich spüre, wie mich das mehr und mehr ärgert.
„Der Synodale Weg (…) ist deshalb bestrebt, gerade das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren, die auch die Notwendigkeit und die Grenzen kirchlicher Lehrentwicklung bedenkt. Die von der Glaubenskongregation heute vorgebrachten Gesichtspunkte müssen und werden selbstverständlich in diese Gespräche Eingang finden“, schreibt etwa Bischof Bätzing und nennt den Vorgang „nicht glücklich“. Andere Bischöfe sind „enttäuscht“.
Wo ist sie, die heilige Wut? Wo ist der Widerstand, die klare Kante? Wo sind die, die mutig hinstehen und die Grenze markieren, dass die Kirche in Deutschland sich diskriminierenden Akten aus Rom nicht mehr anschließen wird?
Der Speyerer Generalvikar Andreas Sturm wird auf Facebook deutlicher: „Ich bin immer noch schockiert und fassungslos. Nach einer Nacht und der gerade stattgefundenen Feier der hl. Messe bin ich aber fest davon überzeugt, dass ich meine Fassungslosigkeit nicht für mich behalten darf. Ich will nicht länger schweigen. (…) Wenn man immer schweigt und seine Enttäuschung, Frustration und Fassungslosigkeit immer nur still runter schluckt, verrät man dann nicht irgendwann seine eigenen Überzeugungen? Kommt dann nicht irgendwann der Tag an dem man sich selbst nicht mehr erkennt? Das will und kann ich nicht!“
Ich kann mich dieser Einschätzung der Lage nur anschließen. Niemand sollte mehr schweigen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Aus diesem Spiel müssen wir aussteigen. Als Frauenbund, der sich seit Jahrzehnten für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche einsetzt, ist unser Platz heute solidarisch an der Seite aller homosexuellen Menschen. Ihre kirchliche Diskriminierung schreit zum Himmel!
Wenn wir als Kirche so weitermachen und schweigen zu dem, was jede Woche von Rom kommt, brauchen wir uns nicht wundern, wenn Woche für Woche immer mehr Katholiken ihrer Kirche – auch nach vielen Jahrzehnten Kirchenzugehörigkeit- enttäuscht und frustriert den Rücken kehren. Die Kirchen werden leerer, die Ehrenamtlichen schwinden und es wird immer noch so getan als ob alles in bester Ordnung ist…ist es aber leider schon lange nicht mehr.
Vielen Dank, dass der KDFB mutig aufsteht für von der Amtskirche unterdrückte Minderheiten und damit die Botschaft Jesu lebt und weiterträgt!
Ich stehe voll und ganz hinter den Worten dieses Blogs. Danke, liebe Claudia.
Ich wünsche mir dass auch der Bischof unserer Diözese sich deutlich auf die Seite der homosexuellen Paare stellt, die um den Segen Gottes für ihre Partnerschaft bitten.
Ein deutliches Wort dazu, vorgetragen auch in unseren Gottesdiensten, wäre ein Lichtblick am dunklen Horizont unserer Kirche.
… der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart (ist das auch Ihr Bischof?) jedenfalls findet über Twitter „nur“ diplomatische Worte:
@BischofGebhard
Die Frage, ob eine #Segnung homosexueller Paare möglich ist, wird seit Montag heftig diskutiert. Dieses Thema ist Gegenstand des #Synodalen #Weges. Wir werden deshalb dort in aller Offenheit miteinander sprechen. Ich setze mich dafür ein, eine versöhnliche Lösung zu finden.
Ich finde die Entscheidung der römischen Glaubenskongregation für richtig. Homosexuelle können gerne gesegnet werden, aber nicht deren Lebenspartnerschaften. Die Grundlage unseres katholischen Glaubens ist die Lehre Christi sowie die Bibel und nicht der momentane Zeitgeist.
Wer um den Segen Gottes bittet, denen muss der Segen gewährt werden. Es wurden und werden ohne Probleme Kanonen und Autos gesegnet. Wie kann Menschen, in diesem Fall homosexuellen Paaren, die das Fundament ihrer Lebenspartnerschaft und ein gelingendes Miteinander unter Gottes Schutz und Segen stellen wollen dieser Segen verweigert werden?
Da frage ich mich, was – abgesehen von der Segnung – denn eine „versöhnliche Lösung“ sein kann, vor allem aus Sicht homosexueller Paare, die sich den Segen wünschen…
Ja es ist total wichtig das die Bischöfe selbstständig handeln und auch die mutigen Priester, dass will der Papst, er ist sonst in einer zwagsjacke,weil es so viele rückwärtsgewandte gibt,leider.werdet mutig
Glauben findet immer im Zeitgeist statt – sonst wäre er tot. Auch die Texte der Bibel zeigen Spuren ihrer Entstehungszeit und sind dadurch vom Zeitgeist geprägt – das können wir in den Texten gut entdecken. Manches hat sich seither verändert – zum Glück (z.B. hatte Jakob 4 Frauen, Abraham und Sara eine Sklavin …) – und es ist richtig, bestimmte Verhaltensregeln in die Zeitgeschichte einzuordnen. Auch die Lehre der Kirche ändert sich – zum Glück (z.B. Galileo Galilei …), weil Lehrentscheidungen ebenfalls den Zeitgeist atmen. Das ist auch nicht schlimm, wenn ich davon ausgehe, dass im Zeitgeist durchaus das lebendige Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen ist.
Was dieses Papier gefährlich macht, ist, dass es nicht dem Zeitgeist, sondern einer Ideologie folgt und damit das Evangelium pervertiert. Was es noch weiter gefährlich macht, dass es dem Grundgesetz, den Menschenrechten und darüber hinaus den Dokumenten des II. Vaticanums widerspricht. Und was es abqualifiziert ist, dass – wie inzwischen fast schon üblich bei Dokumenten der Glaubenskongregation – gesagt wird: die Kirche hat nicht die Vollmacht … Das ist schlichtweg falsch und zeigt, dass die Verantwortung für solche Entscheidungen von denen, die sie zu verantworten haben, nicht übernommen wird. Die Kirche hat die Vollmacht, sonst könnte sie nicht „nein“ sagen. Ehrlicherweise müsste es heißen: Ein Teil der Kirche bzw. die Glaubenskongregation will nicht …
Für mich ist dieses Dokument in jeder Hinsicht unerträglich und inakzeptabel.
Ich wünsche mir, dass die Kirche, als das wandernde Volk Gottes, jetzt endlich profilierter, d.h. ohne Duckerei, ohne Ambivalenzen und abschmetternde oder vom Wesentlichen ablenkende Strategien, ganz klar Zeugnis gibt von einem Gott des Lebens und der Liebe im umfassendsten Sinn.
Wie sollen wir künftigen Generationen Toleranz und Nächstenliebe weiter geben, wenn wir sie nicht selbst gegenüber ALLEN Menschen eindeutig und gleich vorleben können?
Ich finde es ebenso wichtig, dass es nicht bloß ein Teil der freier gelebteren Seelsorge ist, zu segnen, sondern elementarer, profiliert in unsere Gesetze gehört. Ein Pfarrer muss dafür nicht seinen Kopf hinhalten wie ein Übeltäter, sondern beglückwünscht werden für seinen klaren Menschenverstand, wenn er segnet.
Gott hat sicher nichts gegen homosexuelle, segensreiche und in ihrer je eigenen Weise fruchtbringende Partnerschaften! Alles andere ist eine Unterstellung, eine Anmaßung, keine Augenhöhe … Ich habe Lust mich als unabhängige Segensspenderin in den Dienst eines regenbogenfarbenen Gottes zu stellen.
Würdig zu sein, gewertschätzt und angenommen zu sein, das entscheidet in meinen Augen nicht ein kirchliches Dokument, sondern unsere Ebenbildlichkeit mit Gott selbst hat es schon längst entschieden!
Hier hat unser Bischof noch eine nicht nur diplomatische und ‚brav – liebenswürdige‘ Aufgabe vor sich in den synodalen Prozessen. Es geht um die Zukunft der Menschen, die so nun geistige Heimat in ihrer Kirche verlieren. Und um uns, die wir wieder sprachlos gegenüber der demokratisch geschulten, kritischen Gesellschaft stehen und uns ausgelacht fühlen müssen, dass wir katholisch sind.
Claudia, ich helfe Dir die Tasse an die Wand zu schmeißen:-), natürlich nur in geistiger Hinsicht, denn.es gilt weiter die Bedürfnisse von allen wahrzunehmen und gelten zu lassen.