Seit heute Morgen bläst ein herbstlicher Wind durch unsere Fluren. Für den Norden sind Unwetterwarnungen und Sturmböen angesagt, wir im Süden kommen wohl glimpflicher davon. Ich freu mich daran, wie Windstöße mein Haar durcheinanderwirbeln und erste abgefallene Blätter vor sich hertreiben. Gestern haben mein Mann und ich noch unseren großen Apfelbaum abgeerntet, unglaublich viele wunderbare Äpfel – große, rot-grün-gestreifte Früchte. Ein reiches Jahr, würde der Dichter sagen. Der Gatte posiert in seinem Glück, mir schmerzt der Rücken von diesem Reichtum, der abgearbeitet sein will. So einfache Stubentiger wie ich sind das ständige Bücken nicht gewohnt, jeden Knochen spür ich einzeln. Aber was ist das gegen die Freude, auf diese Menge saftiger Früchte zu blicken? Stolz und wohlige Freude durchströmen uns beide: ja, ein reiches Jahr.

Gestern noch alles handgepflückt, ohne angeschlagene Stellen oder aufgeplatzte Haut. Von dieser saftigen Sorte übersteht kaum ein Apfel die Fallhöhe vom Baum. Grad noch Glück gehabt, denke ich. Heute wäre die ganze Ernte nur noch Fallobst.

Wie sind mein Mann und ich doch gesegnet in einem Garten, in dem die Natur ihren ganzen Überfluss zur Schau stellt! Schon die Apfelblüte war ein Ereignis für sich: erst der ganze Baum wie ein überdimensionaler Blumenstrauß, dann die abfallenden Blütenblätter wie eine weiße Schneedecke! Nach viel zu reichen Fruchtansätzen die Frage, welcher Prozentsatz überhaupt die Erntereife erlangt? Ja, die Natur arbeitet wirklich in Fülle, in Überfluss und selbstverständlichem Geben. Es braucht kaum Einsatz um diesen Baum. Kein Düngen und Wässern, nur abwarten, beobachten und genießen. Die Sonne zwischen Zweigen und Blättern, der gedämpfter Schatten als Schild gegen die Sommersglut, der Farbwechsel beim am Wachsen und zuletzt das Erröten der Früchte. Geblieben ist jetzt eine abgeerntete Schönheit. Alles geschenkt!

Nein, die Überschrift stimmt nicht! Es muss heißen „Glück“! Nichts anderes! Und vielleicht auch „Dankbarkeit“… Kann sein auch „Austausch“, denn eine Familie allein würde in diesem Segen ertrinken. Also wird munter von unserm Glück erzählt, wo auch immer.

Mögen sich viele Apfelfreunde mit uns freuen: wir haben umsonst empfangen, wir geben umsonst weiter. Das ist echtes Glück!