Letzte Unterrichtswoche vor Ostern wäre jetzt, auch Vorfreude auf Ferien, Karwoche, Osternacht. Dann wären Feiertage. Wäre, wäre, wäre… Vor kaum zwei Wochen beherrschte noch ein strenger Terminplan meine Zeit: Arbeit und Schule, Ehrenamt und Bildungszeit, Familie und Persönliches. Alles in ausreichendem Maße. Dann überschlugen sich die Ereignisse, Corona bestimmte plötzlich das Leben und Kontaktsperre ist hart. Keine Arbeit haben auch. Dabei gäbe es wochenlang aufzuräumen, nachzulesen, sauber zu machen, seine Kondition zu stärken. Jetzt, wo ich für all das genug Raum hätte, macht es keinen Spaß. Das Zeitproblem hat als Ausrede seinen Dienst quittiert. Auf mich selber zurückgeworfen heißt das: Allein sein ist öde. Ich vermisse den Austausch, das unbeschwerte Lachen, die lockeren Kontakte. Sie haben meinen Alltag mehr geprägt als mir bewusst war. Dabei bin ich mit meiner erzwungenen Freiheit echt privilegiert, mein Sohn im Einzelhandel arbeitet sich gerade wund und krumm. Von der Schwägerin als Intensivpflegerin gar nicht zu reden.

Trotzdem hänge ich durch. Was tun? Karten und Briefe an die KDFB-Schwestern schreiben, die ich lange vernachlässigte. Ja, das ist eine gute Idee! Dann: In lieben Erinnerungen blättern, Fotos sortieren, auch schön. Wie reich gesegnet doch mein Ehrenamt war – und immer noch ist! Ok, auch eine gute Idee!  Dann, neue Arbeit: PC aufräumen und alte Mails abarbeiten. Irgendwann endet auch das. Und was dann?  Ist es psychisch unbedenklich, wenn ich jetzt anfange, alte Tragetaschen nach Größe, Material und Belastbarkeit zu sortieren?

Doch siehe da, das entwickelt sich gerade zum Abenteuer, zur Reise in längst vergangene Aktionen, Themen und Ereignisse. Hatten wir nicht Jute statt Plastik? Damit war eine pakistanische Frau plötzlich so viel wert wie eine Kuh. Dann kamen Baumwollbeutel zur Wiederverwendung, stabil und bunt, anlassbezogen mit Logo oder selbstgefertigt mit künstlerischen Motiven. Später kamen Papiertüten dazu und warten auf die weitere Nutzung.

All diese netten Überbleibsel schöner Tage und wertvoller Begegnungen lassen in Erinnerungen schwelgen! Wo frau nicht überall war… Mit der Europäischen Frauenvereinigung Andante in Riga, später in Heigh Leigh, mit all den Verbänden und Bistümern auf den Katholikentagen, jedes Jahr neu im KDFB, der Equal Pay Day, alles festgehalten im Taschenformat. Dazu Einkaufstüten vom Urlaub in Stockholm, Madrid und Mailand.  Von Santiago erhielt sich sogar die Kathedrale als Motiv einer Tragetasche. Voila, in meiner häuslichen Isolation erstehen die buntesten Bilder, Kirchen, Denkmäler, Kaufhäuser – und immer wieder die Bundesschwestern, mit denen ich damals unterwegs war. Wie viele von ihnen mögen am Freitag vor dem Bildschirm gesessen haben, um mit dem Papst am leeren Petersdom zu beten?

Ach …