Gestern hat die zweite Phase des Homeschooling begonnen. Sie nervt mich bereits jetzt.

Homeschooling ist anstrengend. Zunächst für Schülerinnen und Schüler. Zuhause zu lernen bedeutet, dass man sich selbst motivieren muss. Kein Schwätzchen mit dem Banknachbar, keine große Pause zum gemeinsamen Chillen, keine interessante Unterrichtsdiskussion mit den anderen. Stattdessen das Abarbeiten einer Aufgabe nach der anderen. Arbeitsblätter und Schulbuch. Vokabeln lernen und abgefragt werden. Die Methodenvielfalt ist sehr begrenzt, zumindest macht unser Sohn in seiner Schule diese Erfahrung.

Homeschooling ist nicht minder anstrengend für die Eltern. Meine Arbeit passt sich dem Rhythmus der Schularbeiten an. Findet statt zwischen Erklären, Nachschauen, Absprechen, Motivieren, Diskutieren, Auffordern, Herumstreiten. Gar nicht auszudenken, wie es denen geht, die drei Kinder haben…

Das Problem der 2. Phase des Homeschooling aus meiner Sicht: Sie hat bisher keine rechte Perspektive. Zwar werden ab 4. Mai bei uns Abschlussklassen der weiterführenden Schulen wieder unterrichtet. Aber wann und wie es für 6. Klässler wie unseren Sohn weitergeht, ist völlig offen. Homeschooling bis zu den Pfingstferien? Oder noch länger? Und dann Schule im Schichtbetrieb? Es gibt bisher keinen Plan. Das wirkt demoralisierend. Heißt es doch, dass unsere häuslich-öden Schulversuche vermutlich noch viele Wochen weitergehen werden.

Mir wird daran klar, dass wir viel aushalten können, aber dass wir dafür eine Perspektive brauchen. Wir brauchen eine Zukunftsaussage, an der wir uns festhalten können. Die uns Kraft gibt durchzuhalten.

Mir kommen Frauenbundfrauen in den Sinn, die über die Corona-Belastung hinaus in Situationen feststecken, für die es noch viel weniger eine sichere Perspektive gibt: weil sie sehr krank sind, weil sie Sorgen um ihre Kinder haben, weil ihre alten Eltern immer dementer werden, weil sie auf eine Trennung zugehen… Es gibt viele Gründe, im Ungewissen zu sein und das kaum auszuhalten. Dann ist es sehr schwer, dennoch jeden Tag die Möglichkeiten zu sehen und Hoffnung zu haben.

Vielleicht, so merke ich, gelingt es dann am ehesten, wenn wir Solidarität spüren und sie uns immer wieder gegenseitig versichern. Der Frauenbund kann ein Netzwerk sein, das uns stützt. Mich würde interessieren, wie Sie das gerade vor Ort (er-)leben.