Vor einem Jahr haben wir die FreiRaum-Tage verschoben. Traurig war ich damals, sehr traurig. Letzte Woche haben sie dann endlich stattgefunden. Und angesichts der hohen Inzidenzen frage ich mich heute, ob es nicht das letzte mögliche Zeitfenster war, um so intensive Tage gemeinsam zu verbringen. Wie bin ich dankbar für diese Erfahrung!

FreiRaum – das bedeutet, dass wir mit einer Gruppe von ca. 20 Frauen spirituelle Tage im Kloster Heiligenbronn im Schwarzwald verbringen. Der Name ist dabei Programm: die Frauen sind völlig frei, aus ganz unterschiedlichen Angeboten, die wir ihnen als Team zur Verfügung stellen, auszuwählen. Ob gemeinsame Liturgie, kreatives Tun, meditatives Gebet, Wandern in der Natur, Leibübungen, Ausdruckstanz, Gesprächskreis… – alles ist möglich, nichts muss sein. Damit sind unsere FreiRaum-Tage eine Alternative zu besinnlichen Gruppenangeboten mit klarem Tagesablauf oder zu Exerzitien mit festgelegten Regeln. Sie sind daher besonders begehrt bei Frauen, die in ihrem Alltag sowieso schon ein eng getaktetes Leben führen.

Zum FreiRaum gesellt sich ein tägliches Einzelgespräch mit einem Team-Mitglied. Denn jede Erfahrung der Tage hat eine spirituelle Dimension, die zum Vorschein kommen kann. Alle Gedanken und Gefühle, die in den Tagen aufbrechen, bekommen einen bergenden Platz. Redlich und ehrlich gehen wir einen gemeinsamen Weg, und auch für uns als Team ist dies ein zutiefst geistlicher Prozess.

Ich kann nicht richtig beschreiben, was das Wunder der FreiRaum-Tage immer wieder ausmacht. Vielleicht, dass zwischen Freiheit und Sich-Einlassen, zwischen Schweigen und Lachen, zwischen menschlichem Mühen und göttlicher Zuwendung Klärung und Wachstum und Wandlung geschieht in einem Maß, das wir nicht selbst machen können, sondern das immer Geschenk bleibt. So kehre ich jedes Mal tief bewegt nach Hause zurück, dankbar und bestärkt, so auch dieses Mal.

FreiRaum. Ich möchte ihn mitnehmen in meinen Alltag, der vor mir liegt. Zugegeben: vieles macht mein Herz gerade schwer. Die Pandemielage, die regelrecht explodiert. Das mühsame Ringen in Glasgow um die Rettung unserer Erde. Die Bilder von der polnisch-belarussischen Grenze, an der frierende, verzweifelte Menschen zum Spielball der Mächtigen geworden sind. Ja, es ist gerade schwer, in all den schlechten Nachrichten die Hoffnung zu behalten und jeden Tag treu das Gute zu tun, das uns möglich ist.

Gerade darum braucht es den FreiRaum unseres Herzens so dringend: damit wir immer neu bei uns selbst einkehren können und dort eine göttliche Wirklichkeit erahnen, die alles Menschengemachte weit übersteigt.