40 Tage war ich auf „Entzug“. Seit Aschermittwoch gab es im Singen und Beten der Liturgie ja kein Halleluja mehr. Bei unseren täglichen Gebetszeiten im Kloster mit gesungenen Hymnen und Psalmen fällt das ganz schön ins Gewicht. Kein Halleluja vor dem Evangelium, keines im Stundengebet nach der Eröffnung, keines bei den Antiphonen, beim Antwortgesang und allem anderen. Wie jedes Jahr war es auch diesmal am Aschermittwoch und an den Folgetagen für mich und manche meiner Mitschwestern ziemlich gewöhnungsbedürftig, das Halleluja wegzulassen. In den ersten Tagen der Fastenzeit gab es natürlich die Ausrutscher, dass eine von uns automatisch und voller Inbrunst das Halleluja anstimmte – was bei den anderen zu einem kurzen Schmunzeln und bei der fehlgeleiteten Sängerin zu einem gedanklichen „Auweia“ führte. Die Macht der Gewohnheit eben …
Inzwischen ist es Ostern geworden und wenn ich diese Zeilen für unser Blog schreibe, befinden wir uns am Abend des Ostermontags, der ganz im Zeichen der Begegnung des auferstandenen Christus mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus steht – eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel.
Und doch will mir das Halleluja dieses Jahr nicht so freudig über die Lippen gehen wie sonst, als es nach 40 Tagen immer ein Aufatmen und ein sehr fröhliches, zustimmendes Halleluja für mich war. Klar, nach 40 Tagen „ohne“, muss ich mich jetzt – umgekehrt wie nach dem Aschermittwoch – erst mal wieder daran gewöhnen, es in die Gesänge des Stundengebets automatisch einzufügen. Es ist schon der zweite Ostertag und seit der Osternachtfeier in unserer Hausgemeinschaft am Samstagabend kam das Halleluja in den Gebeten und Liedern unzählige Male vor. Halleluja, Jesus lebt! Stimmt, wenn ich etwas sehr gerne mag an der Feierlichkeit dieser Zeit im Kirchenjahr, dann ist es das Halleluja. Die momentan verschlossene Grabeskirche mitten in Jerusalem tut meinem Glauben an die frohe Botschaft des Osterevangeliums keinen Abbruch – und doch bin ich in den letzten Tagen beim Singen des Osterhallelujas ziemlich zögerlich. Das wird auch so bleiben, denke ich mir, solange unser Alltag von dermaßen vielen traurigen Nachrichten rund um das Corona-Virus geprägt ist. Halleluja-Zeiten sehen anders aus.
Ein Bild, das mir heute jemand gezeigt hat, hat mich aber ziemlich zum Lachen gebracht und zu einem lauten Halleluja veranlasst. Es ist eine Übersicht zum Grad der Ansteckung mit dem Virus, wie wir sie momentan auf unzähligen Info-Seiten lesen können. Auf dem Bild stand sinngemäß: Ostersonntag: 1.672.534 Infektionen, 114.286 Todesfälle, 1 Auferstandener. Na dann: HALLELUJA, in der Hoffnung, dass es in der letzten Rubrik bald mehr werden!
Danke! Ja, wir muessen das Halleluja jetzt neu ueben, vor allem in dieser Zeit mit dem schrecklichen Corona Virus. Es will zunaechst nicht richtig klingen, weil nicht nur die Stimme, sondern der ganze Koerper mit machen muss. Dennoch singen wir, vielleicht verhaltener, aber wir singen, denn der Herr ist auferstanden.
Tatsächlich waren die Zeiten doch vorher auch nicht rosig. Ich will nicht alles Leid und Elend der Welt aufzählen. Und nur, weil die Pandemie ein Leid ist, dass jede und jeder betroffen ist, schmerzt es mehr. Ich leugne nicht, dass es sehr schwierige Zeiten sind. Allerdings bin ich davon überzeugt, es gab schon immer Gründe das Halleluja verhalten zu singen. Oder erst recht laut. Halleluja, der Tod ist bezwungen. Ich möchte nicht behaupten, dass alles wieder gut wird. Ich finde es ganz wichtig, in jedem Leid und Elend einen Sinn zu finden. Neun Wochen lang schon suche ich einen Sinn darin, dass mein Ehemann so plötzlich sterben musste. Inzwischen habe ich von vielen Todesarten erfahren, die ich schlimmer finde. Inzwischen habe ich erfahren, dass mein Mann Herzprobleme hatte, die er mir, warum auch immer, verschwiegen hat. Er starb daheim. Ich war bei ihm. Das gibt mir viel Trost. Ich sehe nun meinen Sinn darin, dankbar anzunehmen, was alles gut war und dankbar weiterzuleben. Auch in Zeiten von Corona. Ganz alleine. Ja, es ist bitter manchmal jetzt 10 Tage ganz alleine zu sein. Doch es gelingt und es in Ordnung. Vielleicht geht es mir wie den Emmausjüngern, Christus geht mit mir. Und er ermuntert mich laut zu singen: Halleluja, Jesus lebt.