Ute-Beatrix Giebel, Fernsehredakteurin des SWR, schreibt:

Nie hätte ich gedacht, dass ignatianische Schweigeexerzitien pandemietauglich sind. Gerade hatte ich vier Wochen Urlaub. „Donnerwetter siehst Du erholt aus“, so der überraschte Kommentar der Kollegin am ersten Arbeitstag im Büro. Immer wieder werde ich bedauert wegen der vier Wochen, „wo man doch nix machen kann“.

Nun ehrlicherweise wohne ich nicht mitten in Frankfurt ohne Balkon mit 2 Kleinkindern, sondern auf dem Land im „Goldenen Grund“ im Vordertaunus. Mein Mann und ich bewohnen ein (ur)altes Fachwerkhaus und haben einen Garten. In Haus und Garten ist gerade im Frühjahr immer etwas zu tun.

In diesem Jahr kam hinzu, dass mein 90jähriger Vater im Altenheim einen Platz bekam, sein Haus verkauft hat und räumen musste. Für diese Aktivitäten ist der Corona-Virus eher störend. Aber wir haben es gemeinsam hingekriegt. Er konnte ins Wohnheim einziehen, musste allerdings zwei Wochen im Zimmer in Quarantäne bleiben. Da niemand von außen zu ihm durfte, hat er in dieser Zeit sein Zimmer eingeräumt und alles platziert. Das Telefon war in diesen Tagen extrem wichtig für uns alle.

Ich hatte, und dafür bin ich dankbar, Zeit und konnte mich auf diese Aufgaben konzentrieren. Es war ja sonst nix los. Ämter und Sparkassen waren bereit, neue Wege und Abläufe zu finden, sodass ich nicht vorbei kommen musste.

Diese Konzentration auf die eine Aufgabe, schweigende Solospaziergänge über die Felder, Treffen mit meinem Mann zu den Mahlzeiten, ansonsten Einzelbeschäftigung und viel Nachdenken, das alles kannte ich aus meinen jahrelangen Exerzitien. Körper und Geist hatten keine Probleme, auf diesen Modus umzuschalten. Immer wenn in den Tagen der Drang größer wurde, mit Nachbarn zu reden, unter Leute zum Einkaufen zu gehen oder die Zeit mit Medienkonsum zu füllen, dann habe ich mir vorgestellt, dass ich in Exerzitien bin und mich nicht ablenken sollte. Keine faulen Fluchten. Es war eine richtig gute Zeit. Und sie war friedvoll, denn mein Mann war auch zuhause. Wir beide, die sonst nicht den ganzen Tag zuhause beieinander sind, mussten und konnten plötzlich rund um die Uhr Alltag miteinander leben.

Es waren gute Exerzitien, sprich Übungen, in diesen vier Wochen.

Ute-Beatrix Giebel ist Fernsehredakteurin für den Fachbereich Religion im SWR und ehemalige KDFB-Vizepräsidentin. Sie beschäftigt sich mit Maria 2.0 und fragt sich, was der Synodale Weg für Frauen bringen wird. Ihr geistliches Lieblingsthema ist das „Lesen der Zeichen der Zeit“.