Heute wäre der Tag gewesen. Der Tag am Beginn einer neuen Lebensphase. Heute Morgen wären wir eigentlich im Flugzeug gesessen, auf dem Weg in die USA. Der erste Familienurlaub seit langer Zeit, lange vorbereitet, alle drei Kinder wären mitgekommen. Ich hatte überlegt, gar nicht davon zu erzählen. Denn ich finde es unpassend, über gestrichene Urlaube zu lamentieren in einer Zeit, in der andere um ihre Existenz kämpfen. Aber es wäre für uns weit mehr gewesen, als irgendein Osterurlaub in der Wärme. Jetzt hat Corona unsere Lebensplanung auf unbestimmte Zeit blockiert.

Die Abteilung im Krankenhaus meines Lebenspartners wurde Ende März geschlossen. „Umstrukturierung“ und „Strukturwandel“ stand in der Pressemitteilung. Das Positive für uns als Familie daran: während des Übergangs sollte er ab jetzt weniger arbeiten. Wir alle hatten uns auf das gefreut, was die letzten Jahre nicht möglich war: echtes Familienleben, Zeit füreinander, wieder mehr soziale Kontakte, vielleicht mal wieder ein Ehrenamt. Aber mit Corona ist nun alles wieder anders. Es wird nicht weniger werden, soviel ist sicher.

Es ist nicht aufgehoben, nur aufgeschoben. So hoffe ich wenigstens. Und so sage ich es mir selbst. Aber diese Ungewissheit der vergangenen Jahre ist in diesen Wochen wieder lebendiger denn je: Wieviel Zeit bleibt uns allen zusammen, solange die Kinder noch nicht aus dem Haus sind? Wann können wir beginnen, über den Tag hinaus zu planen?

Im Moment bleibt nur, jeden Tag und jeden Moment so anzunehmen, wie er kommt. Aber das fällt manchmal echt schwer.