Angelika Lindner schreibt:

Schon seit über 30 Jahren beschäftigt mich ein Thema ganz besonders: Die Wertschätzung unserer Nahrungsmittel.

Es heisst ja auch so schön „Lebensmittel“ und nicht „Krankheitsmittel“! Aber wir haben es alle zugelassen, meist aus Bequemlichkeit, dass Unmengen von Zusatzstoffen in fast jeder Speise enthalten sind.

Sicherlich, es macht viel Mühe, das Kleingedruckte auf den Produkten zu entziffern und zu entscheiden, ob das wirklich in den Korb kommt – aber es lohnt sich! Wir als Verbraucher haben immer noch die Macht! Wenn wir „nein“ zu einem Produkt sagen und es nicht kaufen, dann wird es über kurz oder lang auch nicht mehr angeboten werden.

Die zunehmenden allergischen Reaktionen der Menschen zeigen, wie wichtig es ist, hier kritisch zu sein.

In unserer Familie hat es mit der Achtsamkeit Ende der 80er Jahre begonnen, als plötzlich bekannt wurde, wieviel Farbstoffe in den Gummibären, die meine Kinder gerne ab und zu aßen, enthalten sind. Nach einigen Recherchen fand ich auch Produkte mit natürlichen Stoffen – es gibt überall Alternativen, aber man muss sie suchen.

Nach und nach begannen wir, immer mehr unserer Speisen selbst anzubauen bzw. regional zu kaufen. Wir verzichten auf Wurst mit Geschmacksverstärkern, kaufen Fleisch nur in Bioqualität in unserer Gegend und produzieren unser eigenes Gemüse sowie Salate und auch Käse selbst. Aus diversen Kräutern stelle ich mein eigenes Kräutersalz her, aromatisiere eigenen Apfelessig mit Kräutern, trockne Kräuter für Tees, mache Salben etc. Aus unseren vielen Obstbäumen entsteht Most und Apfelsaft sowie verschiedene Marmeladen, Trockenobst und vieles mehr.

Auch achten wir darauf, dass wir regional und saisonal kaufen – Erdbeeren im Januar z.B. sind nun wirklich kein Thema! Fertiggerichte- oder sossen kommen bei uns nicht auf den Tisch!

Auch wenn dies alles sehr zeitaufwändig ist – wir wissen, was wir essen und es schmeckt!

Da ich weiss, wie viele junge Eltern unter Zeitdruck stehen, ist mir klar, dass man gut planen muss, um der Familie natürliche Speisen anbieten zu können.  Aber es ist möglich, es gibt ja auch viele technische Küchenhilfen, die beim Backen und Kochen viel Zeit sparen helfen.

Manchmal hilft es, sich dessen einfach bewusst zu werden. Packungen mit wunderbaren Naturbildern oder farbigen Gemüsen drauf suggerieren uns Wohlschmecken und Gesundheit – aber das ist eine Illusion, was die vielen E-Nummern und Ziffern auf der Rückseite belegen!

In meiner Arbeit mit Kindern – ich habe viele Jahre lang für Kinder zwischen 3 und 10 Jahren Englischkochkurse „Let´s cook together“, Märchentage, Fantasiereisen, Spielerisches Englisch etc. angeboten – habe ich festgestellt, dass hier sehr viel Interesse besteht. Bei den Kleinen damit zu beginnen, hat sehr viel Erfolg, sie sind begeisterungsfähig und machen voller Eifer mit.

Heute bringe ich meinen Enkelkindern die Natur mit all ihrer Schönheit näher und sie sind mit Feuereifer dabei, helfen mit Kräuter zu konservieren  und bereiten kleine Speisen zu, binden Sträusse aus dem Garten, umarmen meine Linden und freuen sich über die vielen Schmetterlinge, Käfer, Frösche und Kröten, die sich bei uns wohlfühlen.

Es ist so wichtig, liebe Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern, unseren Kindern die Wertschätzung der Natur nahe zu bringen – unser Erfahrungsschatz ist sehr wertvoll,  wer dies als selbstverständlich von klein auf lernt, wird auch in sonstigen Bereichen mit Freude gut durch´s Leben kommen.

Auch in unserer technisierten Zeit müssen wir begreifen, dass wir nur diese eine Erde haben – dass wir sie schützen müssen und dass das viel wichtiger ist als Macht und Geld. Denn was hilft das, wenn die Natur zugrunde geht?

Am Erntedanktag habe ich mich in meinen Garten gesetzt, die herrliche Herbstsonne genossen  und gedankt für die Gaben, die mir die Natur geschenkt hat! Auch wenn es Zeit kostet, man bekommt so viel zurück. Und man lernt den Jahreskreislauf besser zu erkennen, muss einsehen, dass jedes Gartenjahr komplett anders ist  – z .B. dieses Jahr die sehr lästige Schneckenplage – muss flexibel sein und sich den Herausforderungen stellen – das hält jung!

In diesem Sinne – gehen Sie raus, Kraft tanken, wann immer es geht! Und – man kann immer was bewegen, wenn auch manches Mal nur in winzig kleinen Schritten! Zusammen sind wir stark!

Angelika Lindner ist 64 Jahre alt, verheiratet, war Bibliothekarin und ist nun freiberufliche Englischreferentin. Sie hat 2 erwachsene Söhne und 3 Enkelkinder, einen großen, denkmalgeschützten Bauernhof mit Bauerngarten und Kräutersteinkreis und ihr Motto ist: Keinesfalls zu einem Missstand sagen „Da kann man sowieso nix tun!“.