Weißer Sonntag: Mädchen in schönen weißen Kleidern, mit kunstvoll geflochtenen Frisuren und hübschen Frühlingskränzchen im Haar und Buben im teils eleganten, teils coolen Outfit stellen sich drängelnd und lachend zum Gruppenbild auf. Und da blitzt sogar die Sonne aus der grauen Wolkendecke: so ein Glück!

Gestern bekam ich von Marianne Bäumler, frühere KDFB-Vizepräsidentin und hoch engagierte Frauenbundfrau, einen großen Artikel der Mittelbayrischen Zeitung aus Regensburg zugesandt: „Kritik an Beichte bei Erstkommunion“ – ein Thema, das gerade wohl auch viele Frauenbundfrauen, Mütter und Großmütter, bewegt. Heute schlage ich die FAZ auf und finde im Hauptteil einen halbseitigen Artikel: „Ist die Beichte für Kinder noch angemessen?“ – Die Kinderbeichte ist ganz offensichtlich in der Diskussion! Und das nicht nur, weil in der Vergangenheit im Beichtstuhl Missbrauch mit perfider Täterstrategie gezielt angebahnt wurde, wie es die MHG-Studie, eine Studie zu sexuellem Missbrauch in der Katholischen Kirche, erschreckend deutlich gemacht hat. Die meisten Diözesen haben mit sogenannten Schutzkonzepten darauf reagiert. Und auch die Formen der Beichte haben sich zumeist geändert, doch wenn es zur Beichte kommt, müssen sich die begleitenden Personen, auch die vertraute Pastoralreferentin zurückziehen. Viele Kinder verstehen nicht, warum sie einem fremden Mann sagen sollen, was sie falsch gemacht haben.

Das Problem ist vielschichtig: Ja, es ist unabdingbar, dass Kinder auf kindgemäße Weise lernen, die Folgen ihres Handelns zu erkennen, sie zu fühlen: Sich einfühlen können in Andere, mitfühlen, das ist ein extrem hohes Gut im Zusammenleben. Gerade in einer zunehmend narzisstisch geprägten Welt ist dieser Gedanke nicht hoch genug zu veranschlagen. Selbst- und Nächstenliebe sind zentrale christliche Werte. Die Fähigkeit, eigene Gefühle erkennen und benennen zu können, ist aber auch ganz grundsätzlich für Kinder wie Erwachsene von hoher Bedeutung fürs ganze Leben. Kompetenzen im Umgang mit den eigenen Emotionen zu erwerben, auch im Bereich der Emotionen sprechfähig zu werden, das stärkt und macht nicht klein. Hier, im Bereich der emotionalen Bildung und Stärkung, sehe ich ein großes Potential in der Kommunionvorbereitung und darüber hinaus. Doch die Beichte empfinden viele als übergestülpt, künstlich, unangemessen.

Einen anderen Aspekt, der gegen die Kinderbeichte spricht, benennt in besagtem FAZ-Artikel der Psychiater und Neurologe Harald Dreßing. Er kritisiert die Beichte aus neurowissenschaftlicher Sicht. Konzepte wie Sünde, Schuld und Vergebung, aber auch die besondere Schwere einer Schuld seien aufgrund der Entwicklung des Frontalhirns erst im Alter von ca. 14 Jahren wirklich nachvollziehbar. Im jüngeren Alter blieben sie den Kindern  äußerlich und fremd – im besten Fall.

Die Beichte vor der Erstkommunion ist übrigens kirchenrechtlich nicht so zwingend, wie die gängige Praxis glauben macht. Das verweist, so der an der MHG-Studie beteiligte Wissenschaftler Dreßing darauf, dass „weiterhin schon sehr früh Kontrolle und unangemessener Druck von der Kirche auf die Kinder und deren Eltern ausgeübt wird.“

Wenn ich an meine eigene erste Beichte zurückdenke, habe ich durchaus ein (kurzfristiges) Gefühl der Befreiung in Erinnerung. Eine meiner Töchter sagte mir aber heute, dass ihr damals klar war, dass sie dem Pfarrer auf keinen Fall etwas Persönliches sagen könnte; sie erfand für ihn eine „Sünde“, die sie niemals begangen hat und auch nie begangen hätte (aus Wut Löcher in die Socken schneiden).

– Wie denken Sie über die Kinderbeichte, was sind Ihre eigenen Erfahrungen mit Ihrer eigenen ersten Beichte? Welche anderen Schwerpunkte wären denkbar? Gerne würde ich Ihre Meinung hierzu erfahren und in einen Austausch kommen.