Alles wird gut! Meine Tochter schickte mir dieses Mut machende Bild eines Hauses in ihrer Straße in Köln: „Alles wird gut“ ­ diese Botschaft wollten die Hausbewohner ganz offensichtlich mit anderen teilen. Natürlich, das wissen wir alle, wird keinesfalls alles für alle gut. Und ja, wir müssen uns vor Augen halten, wie viele Menschen eben nicht nur zu Corona-Zeiten unter Ausbeutung, Sexismus, Nationalismus, Egoismus, religiösem Fanatismus leiden, weltweit! ­ Doch die Bewohner des Hauses in Köln-Klettenberg wollten den Anwohnern, Passanten, den Spaziergängern, Frischluftschnappern und Sonnensuchern Mut machen, sie stärken, ihnen etwas mitgeben. Meine Tochter hat diese Botschaft gleich an mich weitergegeben und ich möchte sie gerne an Sie weitergeben: Ich glaube, dass sie wirkt! Allein die Idee und ihre Umsetzung zeigen doch, dass vieles tatsächlich gut ist, dass sich Gutes auch und gerade in der Krise entwickeln kann und sichtbar wird!

Ich führe kein „Achtsamkeits-Tagebuch“, aber gerade in diesen krisenhaften Wochen spüre ich, wie viel Gutes es in meinem Leben gibt, wie gut mir auch ganz Banales tut, das früher vielleicht alltäglich war, und wie intensiv ich das Schöne und Freundliche aufnehme. Zum Beispiel letzten Samstag: Da waren ja viele, die einen Garten haben, bei herrlichem Wetter draußen und werkelten vor sich hin; auch ich werkelte ein wenig: Die freundlichen Gespräche, die sich dann irgendwann mit den Nachbarn zur Rechten und zur Linken ergaben, die waren für mich gerade in der Corona-Lage etwas Besonderes, fast wie ein warmer Sommerregen nach langer Trockenheit.

Und genau an diesem letzten Wochenende, da lag ein Armvoll schöner Apfelbaumzweige vor meiner Haustür. Eigentlich wollte ich dieses Jahr gar keinen Osterstrauß zusammenstellen, weil das große Haus wegen Corona leerbleibt, doch nun steht ein österlich geschmückter Strauß, durch ein Sonnenfenster schön beleuchtet und ordentlich in Szene gesetzt, in meinem Wohnraum ­ und erfreut mich mehrmals am Tag, wann auch immer ich des Wegs komme.

Meine Mutter berichtete mir, dass ihr, auch an besagtem Samstag, eine liebe Freundin von mir „einfach so“ und völlig überraschend einen wunderschönen Blumenstrauß in die häusliche „Corontäne“ vorbeigebracht und sich, natürlich mit Sicherheitsabstand, unter der Haustüre lange mit ihr unterhalten habe!

Am letzten Mittwochabend bin ich ungefähr um 21 Uhr zu einer Nachbarin gegangen, um ihr noch etwas vorbei zu bringen. Wir standen eine Weile plaudernd zu zweit zusammen, bis eine andere Nachbarin dazukam und uns auf den wunderbar großen, leuchtenden Mond aufmerksam machte, der am Himmel aufgegangen war. Im Dreieck, mit gebührendem Abstand, standen wir nun da und staunten über das kraftvolle silbern-goldene Leuchten der großen Mondscheibe, das uns an diesem Abend geschenkt wurde.

Und heute Morgen bin ich zu meiner Überraschung vom „Klappern“ geweckt worden; ein in unserer Gemeinde eigentlich fest verankerter Brauch: Wenn die Glocken schweigen, radelt mehrmals am Tag eine Gruppe von Messdiener*innen mit Kindern aus der Gemeinde unter der Leitung der Pastoralreferentin klappernd durch die Straßen. Ich war davon ausgegangen, dass auch diese Tradition dem Virus zum Opfer fallen würde. Doch weit gefehlt: unser engagiertes Pastoralreferenten-Ehepaar fährt nun zusammen mit den drei großen Kindern (ein Haushalt!) durch die Gemeinde und hält diesen Brauch für uns alle lebendig!

Ja, ich spüre viel Gutes ist in diesen Tagen, ohne dass ich mich dafür anstrengen oder ein Achtsamkeitstagebuch führen müsste. Dafür bin ich dankbar. „Alles wird gut“: Auch und gerade am Karfreitag hoffen und vertrauen Christinnen und Christen auf die Tiefendimension dieses Satzes.