Und wieder Corona! Auch in den Nachrichten ist die Pandemie wieder zurück, sie steht erneut an erster Stelle; Sondersendungen informieren uns ausführlich. Etwas anders als im Frühjahr vor dem Lockdown ist es nicht so sehr der apokalyptische Schrecken, der uns erfasst, und doch wissen wir um den Ernst der Lage. – Ich selbst habe den Sommer über, zumindest im Freien, deutlich an gefühlter Freiheit gewonnen, Tag für Tag: Lebensqualität! Doch jetzt tritt es wieder deutlicher ins Bewusstsein: Begegnungen können Krankheit und im schlimmsten Fall Tod mit sich bringen.

Dieses Wissen verändert so vieles. Ich bedauere es sehr, dass unsere Bundesdelegiertenversammlung nur virtuell stattfinden kann: doch es war ganz gewiss der richtige Schritt! Trotzdem bin ich traurig, diese schöne Gelegenheit für kleine Gespräche mit einer Kaffeetasse in der Hand, die Freude des Wiedersehens, die besondere belebte Stimmung der Bundesdelegiertenversammlungen und die engagierten und informierten Delegierten dieses Jahr nicht physisch erleben zu können. Ich vermisse jetzt schon diese ganz besondere, freudig-bewegte, geschäftige Frauenbund-Atmosphäre des fairen, aber intensiven Ringens um den richtigen Weg und die richtige Formulierung. Doch wir stellen uns den Herausforderungen dieser Zeit und werden vieles ins virtuelle Format retten können, da bin ich sicher, mit hoch motivierten Delegierten. Der Kaffeeduft der Pausen, die Wiedersehensfreude und das aus dem Foyer schallende Lachen werden mir trotzdem fehlen.

Und ganz persönlich bin ich gerade betrübt, dass ich mein kleines, in Innsbruck lebendes  Enkelkind nun wieder nicht sehen kann! Die junge Familie wollte über dieses Wochenende zu einer Taufe hier in Bonn sein, doch Tirol ist schon länger Risikogebiet und die Taufe auf das Frühjahr verschoben: Hoffentlich können wir uns wenigstens an Weihnachten in die Arme nehmen.

Apropos Umarmung: An vieles gewöhnen wir uns, und das ist gut und richtig, so etwa, dass wir ja schon lange auf den Handschlag verzichten. Und nebenbei stelle ich mir gerade die Frage, ob diese Form der Begrüßung, der Handschlag, wohl überhaupt wieder kommen wir d – wie werden wir uns nach der Pandemie begrüßen? – Dass ich liebe Menschen, besonders meine hochbetagte Mutter, nicht in den Arm nehmen kann, so lange schon, daran gewöhne ich mich innerlich allerdings nicht, das finde ich immer wieder aufs Neue traurig – und zugleich weiß ich, dass es richtig ist, bitter nötig!

Ich denke an meinen Neffen, der jetzt in Freiburg mit dem Studium beginnt, und mit ihm an alle „Erstis“, Erstsemester: Hoffentlich haben sie in dieser ganz anderen Studiensituation einen guten Start und können trotz der Einschränkungen und der nur virtuellen Vorlesungen Gemeinschaft erfahren.

Eine ganz andere Dimension sind die Existenzsorgen so vieler Menschen, die jetzt wieder neu aufflammen. Wie können wir hier solidarisch sein und helfen? Viele Menschen – so auch ich – haben das Glück, das eigene Leben in etwa weiterleben zu dürfen, ohne Existenzängste, Sorgen, Grübeln, schlaflose Nächte. Ich darf arbeiten, mich an meinem Haus freuen, dem Garten, der Natur, an freundschaftlichen Begegnungen im kleinen Rahmen: Heute am späten Nachmittag bekomme ich Besuch von zwei Freundinnen; da ich noch einiges beruflich erledigen muss, habe ich schon gestern Abend in Ruhe den Tisch gedeckt: mit so viel Abstand, wie möglich …