Eigentlich wäre diese Woche ein Papa-Wochenende. Die Kinder waren voller Vorfreude, sie hatten mit ihrem großen Bruder, der bei seinem Papa lebt, eine Radtour auf die Schwäbische Alb geplant. Der Radträger war schon montiert, ich wäre die 70 Kilometer hin und zurück dieses Mal mit dem Auto gefahren, normalerweise nehmen die Kinder den Zug. Aber es wird nichts, in Papas Familie gibt es Corona-Symptome. Ich hoffe sehr, es wird niemand krank und die Geschwister können dann das kommende Wochenende zusammen verbringen. Die Stimmung ist ein wenig gedrückt; wir drei zuhause gehen heute jeder eigene Wege: Sport, lesen, YouTube schauen – ich habe mir den Liegestuhl aus dem Schuppen geholt.

Sechs Stunden bin ich im Garten gesessen und habe ein Buch gelesen. „Ohne ein einziges Wort“. Morgens noch mit der Decke um die Füße, mittags dann im T-Shirt. Das hatte ich schon Jahre nicht mehr gemacht! Ich konnte nicht aufhören zu lesen, wollte wissen, wie es weitergeht und hoffte auf ein gutes Ende. Wie immer, bei jedem Buch, in jedem Film – sowie im Leben eigentlich auch. Dieses Gute wollte ich mitnehmen in den Tag, in das, was kommt. Die Kinder habe ich einfach gelassen. Alles andere auch. Als ich um 17 Uhr wieder ins Haus gegangen bin, stand das Frühstücksgeschirr noch da. Egal. Ich habe keine Mails angeschaut. Keine Nachrichten gehört. Bin ganz abgetaucht. Das Geschehen ist surreal. In unserem Mikrokosmos fühlen sich viele kleine Szenen wie Urlaubsgeschehen an. Und draußen tobt die Katastrophe. Ich frage mich: Sind wir nur im Auge des Sturms? Erfasst uns der Orkan, der das Leben von den Straßen fegt, auch noch? Ein wenig holt mich das schlechte Gewissen ein, weil ich so faul bin. Ich nehme den Putzlappen und mache ein klein wenig der sonst üblichen Samstagsarbeit. Aber ich höre keine Musik und keinen Podcast dazu. Das Buch klingt noch nach in mir. Die Angst, etwas lieb Gewonnenes zu verlieren ebenso wie die Hoffnung darauf, dass es immer einen Weg gibt.